Weltuntergang? Verschoben!

Viele Monate haben Apokalyptiker vor dem 21. Dezember gewarnt. Völlig vergebens. Hurra — wir leben noch!

Liebe Leser, liebe Apokalyptiker!

Wenn Sie diese Zeilen lesen, gehören Sie zu den Überlebenden. Glückwunsch. Eigentlich sollte heute die Welt untergehen. Das zumindest hatten uns Untergangspropheten nach Studie des Maya-Kalenders vorhergesagt. Ein Versprechen, das nach Ansicht seriöser Wissenschaftler aber gar nicht zu halten war.

„Wir besitzen keine Quellen, die über ein Ende der Welt sprechen — weder in hieroglyphischen Texten noch in kolonialzeitlichen Manuskripten“, sagt der Ethnologe Sven Gronemeyer von der La Trobe-Universität im australischen Melbourne im Gespräch mit unserer Zeitung.

Hätte sich diese Erkenntnis weiter herumgesprochen, wäre den Einwohnern der französischen Gemeinde Bugarach viel Aufregung erspart geblieben. Immerhin hatten sich Verschwörungstheoretiker gerade das Dorf am Fuße der Pyrenäen ausgesucht, um dort von Außerirdischen gerettet zu werden. Sie warten vermutlich immer noch.

Auslöser des Wirbels ist der Maya-Kalender. Es gibt eine rätselhafte Inschrift, die den 21. Dezember 2012 als jenen Tag angibt, an dem ein Zyklus der frühen mittelamerikanischen Hochkultur endet. Der Haken: Es beginnt gleichzeitig ein neuer. Die Mayas dachten in Zeitzyklen und nicht in linearen Zeitabläufen. Das haben die Apokalyptiker offenbar nicht verstanden.

Gronemeyer erklärt sich die Aufregung um das Datum mit einer „Projektion westlicher Vorstellungen und Erwartungen“ auf den Maya-Kalender. „Offenbar besteht tief im Menschen das Bedürfnis, die Zukunft zu kennen“, sagt der Wissenschaftler. Nicht zuletzt scheine der Mensch auch immer das Schlimmste anzunehmen.

Das zeigt auch die Tatsache, dass bereits mehrfach der Untergang der Welt vorausgesagt worden ist. Schon vor mehr als 1000 Jahren flüchteten sich die Menschen auf Berggipfel, in dem Glauben, dass die Erde am 1. Januar 1000 untergehen würde. Papst Silvester II. selbst hatte diese Apokalypse vorhergesagt und die nach ihm benannte Nacht betend im Gottesdienst verbracht. Auch diese Prophezeiung endete glücklicherweise in einer gewaltigen Enttäuschung. Schließlich musste am 2. Januar 1000 die Arbeit wieder aufgenommen werden.

Und, liebe Leser, lassen Sie sich jetzt bitte auch nicht von Spekulationen irritieren, dass sich die Maya in die Irrungen und Wirrungen zwischen Gregorianischem und Julianischem Kalender verstrickt haben könnten. Theoretisch gäbe es dann zwar in zehn Tagen einen neuen Anlauf. Aber die Chance ist gleich null.

Übrigens: Papst Silvester erklärte damals den Apokalypsenflop schlicht mit seiner herausragenden Arbeit. Er habe Gott im Gebet überzeugt, den Untergang einfach noch mal zu verschieben.