London. Seit mehr als drei Jahren ärgern sich Fluggäste nun schon mit verschärften Handgepäckregeln herum: Darf die Sonnencreme mit an Bord? Was muss alles in das durchsichtige Tütchen gepackt werden? Wie groß darf die Flasche Haarshampoo sein?
Am Montag wurden in einem Berufungsprozess in London die Terroristen schuldig gesprochen, deren Taten der Grund waren, dass Flüssigkeiten nur noch in Mini-Dosen mit ins Handgepäck dürfen. Nach dem Urteil ist nun eine erneute Debatte über das Für und Wider der Einschränkungen entbrannt. Während viele in dem Schuldspruch eine neue Rechtfertigung für die Vorschriften sehen, fordern andere ein Ende der leidigen Gepäckfummelei.
Die Geschworenenjury sah es als erwiesen an, dass die drei Männer im August 2006 sieben Flugzeuge auf dem Weg von London in die USA und nach Kanada mit Flüssigbomben sprengen wollten. Den Flüssigsprengstoff wollten sie in Getränkeflaschen an Bord schmuggeln. Das Urteil der Jury ist für viele nun der Beleg dafür, dass die Gepäckvorschriften notwendig waren und eine tatsächliche Gefahr bestand.
"Der Fall bestätigt, dass wir einer realen Terrorbedrohung ausgesetzt sind", sagt der britische Innenminister Alan Johnson. Derzeit dürfen Flaschen nur mit jeweils höchstens 100 Millilitern Inhalt und in einer durchsichtigen Tüte mit ins Handgepäck.
Zwar sehen viele Reisende ein, dass sie der Sicherheit wegen lange Schlangen in Kauf nehmen und Tuben umfüllen müssen. Aber viele ärgern sich dennoch. Grund ist auch, dass vor allem Billigflieger wie Ryanair oder EasyJet fürs Gepäck-Aufgeben ihre Kunden mittlerweile kräftig zur Kasse bitten.
Bei Ryanair kostet ein am Flughafen aufgegebenes Gepäckstück ab Oktober 30 Euro. Hinzu kommt, dass nun auch an vielen Flughäfen die durchsichtigen Tüten Geld kosten. Selbst die Flugindustrie zahlt für die Vorschriften ihren Preis. Allein in Großbritannien kosteten die neuen Regeln die Branche umgerechnet mehr als 120 Millionen Euro, berichtete die "Times".
Seit längerem werden deshalb spezielle Scanner getestet, mit denen gefährliche Chemikalien in Flüssigkeiten entdeckt werden sollen. "Wann es eine Lockerung der Vorschriften geben kann, hängt auch von diesen Versuchen ab", sagte ein Sprecher des britischen Verkehrsministeriums. "In der Zwischenzeit müssen die Regeln aufrechterhalten werden."