Zu wenig Geld für die Bildung

Die OECD fordert von Deutschland mehr Investitionen für Schulen, Hochschulen und Weiterbildung. Nur so gehe das Land gestärkt aus der Krise hervor.

Berlin. Die OECD hat trotz der Wirtschaftskrise von Deutschland mehr Investitionen in die Bildung verlangt. OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger sagte am Dienstag bei der Vorlage des weltweiten Bildungsberichts 2009 in Berlin: "Wenn die Bundesrepublik gestärkt aus dieser Wirtschaftskrise hervorgehen will, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, in Bildung und höhere Qualifikation zu investieren."

Bildung sei der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) berät die 30 wichtigsten Industriestaaten.

Deutschland liegt mit seinem Bildungssystem laut Bericht trotz leichter Verbesserungen international weiter zurück. So erwerben in anderen Industrieländern deutlich mehr junge Menschen einen Hochschulabschluss. Für die künftigen Berufsbilder würden aber auch in Deutschland erheblich mehr Akademiker gebraucht, sagte Ischinger. Auch beteiligten sich in anderen OECD-Ländern erheblich mehr Ältere an hoch qualifizierter Weiterbildung.

Der Anteil der Bildungsausgaben am Brutto-Inlandsprodukt (BIP) ging laut dem Bericht in Deutschland erneut leicht zurück, während andere Industrienationen Zuwachs melden. Der Anteil der öffentlichen und privaten Ausgaben für Bildung ist in Deutschland 2006 nach OECD-Rechnung um 0,3 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent zurückgegangen.

Im gleichen Zeitraum stieg der OECD-Schnitt von 5,4 auf 5,5 Prozent. Unter den Industrienationen gaben 2006 nur Russland, die Türkei, die Slowakei, Spanien und Irland einen geringeren BIP-Anteil für Bildung aus. In den USA liegt der Anteil bei 7,4 Prozent, in Korea und Dänemark bei 7,3 Prozent.

Der neue OECD-Bildungsbericht zeigt nach Aussage von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) für Deutschland "Dynamik" nach den Reformanstrengungen der vergangenen Jahre. Zusammen mit dem Präsidenten der Kultusministerkonferenz, Henry Tesch (CDU/ Mecklenburg-Vorpommern), bekräftigte Schavan das beim Bildungsgipfel von Bund und Ländern vereinbarte Ziel, die Bildungsausgaben bis 2015 auf zehn Prozent des BIP zu steigern. Experten halten dafür Mehrausgaben von mehr als 25 Milliarden Euro für nötig.

2007 schlossen in Deutschland 23 Prozent eines Jahrganges ein Studium erfolgreich ab. 1995 waren es erst 14 Prozent. International stieg aber im gleichen Zeitraum diese Akademikerquote unter den jungen Menschen viel rasanter an - und zwar von 18 auf 36 Prozent. Kritik, dass bei diesem Vergleich die deutsche Facharbeiterausbildung unberücksichtigt bleibe, wies die OECD mit einer Sonderauswertung zurück.

Selbst wenn man höherwertige Berufsausbildungen in Technik und Pflege einbeziehe, die in Deutschland in Betrieben oder Fachschulen erfolgt, im Ausland dagegen an Hochschulen, ergebe sich im internationalen Gesamtvergleich kaum ein anderes Bild.

Dabei zahlt sich ein Studium laut OECD-Bericht auch in Deutschland aus. Ein männlicher Hochschulabsolvent kann während seines Berufslebens mit einem Einkommensvorteil von durchschnittlich 150.000 Euro rechnen - nur etwas weniger als im OECD-Schnitt.