Wikileaks: Beide Seiten kämpfen nun ums Geld
Die Gegner der Plattform stoppen Überweisungen. Doch die Anhänger schlagen im Netz zurück.
Berlin. Martialische Töne im Internet: Statt des sanften Spotts, der gewöhnlich das Rauschen im Netz dominiert, fallen Begriffe wie im Krieg. "Nachricht Nr. 1 andie Truppen. Betreff: Den Feind im Info-Krieg angreifen" - dieseTwitter-Mitteilung wurde am Mittwoch unzählige Male wiederholt, damitsie auch ja gehört wird.
Die Botschaft mit einem Link zu genauen Handlungsanweisungen beziehtsich auf den Internet-Aktivisten John Perry Barlow, der schon nach derSperrung der zentralen Website von Wikileaks geschrieben hatte: "Dererste ernsthafte Info-Krieg ist jetzt im Gange. Das Schlachtfeld istWikileaks. Ihr seid die Truppen."
Zunächst ging es den Aktivisten darum, die Online-Präsenz vonWikileaks trotz der Sperrung durch einen US-Provider weiter aufrecht zuerhalten. Dieses Ziel ist erreicht: In wenigen Tagen wurden mehr als1000 Adressen im globalen Netz eingerichtet, bei denen die vertraulichen Depeschen aus US-Botschaften abgerufen werden können. Ein großer Teildieser Adressen sind sogenannte Subdomains (Unteradressen), die einenLink zu Wikileaks setzen. Viele haben die Daten aber auch auf demeigenen Webserver "gespiegelt".
Nach der Festnahme von Wikileaks-Gründer Julian Assange reicht dasmanchen Anhängern nicht mehr. Die Nachrichten aus London haben dieEmotionen weiter angeheizt. In der durch das Internet auf den Kopfgestellten Welt "ist Assanges Festnahme für seine Organisation ein Sieg, kein Verlust", meint Wikipedia-Experte Massimo Calabresi.
Weil Wikileaks fürs Überleben Geld braucht, setzen beide Seiten indem Konflikt an der finanziellen Basis des Projekts an. So stoppte dasUS-Kreditkartenunternehmen Mastercard dem Wikileaks-Projekt dieÜberweisung von Spenden. Die Wikileaks-Unterstützer schlugen zurück: Ineiner als "Operation: Payback (Rückzahlung)" bezeichneten Aktion legtenHacker die Website von Mastercard lahm.
Die Aktion wurde von Aktivisten im Netz bejubelt - auch wenn aufähnliche Weise bereits die Webseiten von Wikileaks angegriffen wordenwaren. Bereits zuvor war die Schweizer Postfinance nach der Schließungeines von Assange eingerichteten Kontos attackiert worden. Das Institutbegründete sein Vorgehen damit, dass Assange bei der Kontoeröffnungfalsche Angaben zu seinem Wohnort gemacht habe.