In eigener Sache Wir zeigen keine Bilder von Kinderleichen

Düsseldorf. In einigen Zeitungen, im Fernsehen und im Internet wird seit Donnerstag das Bild eines syrischen Kindes gezeigt, das tot an den Strand der türkischen Küstenstadt Bodrum gespült worden ist.

Der dreijährige Junge starb beim Untergang eines Schleuser-Boots auf dem Weg zur griechischen Insel Kos.

Viele Medien argumentieren, es sei nötig, dieses Bild zu zeigen, weil erst dadurch das ganze Ausmaß der Tragödie deutlich werde. Dazu gehören renommierte Zeitungen wie das deutsche „Handelsblatt“, der britische „Guardian“ oder die italienische „La Repubblica“. Wir halten die Argumentation für verständlich, aber wir schließen uns ihr nicht an. Unsere Redaktion hat entschieden, dieses Bild nicht zu zeigen, weder gedruckt noch online.

Wir haben uns dem sogenannten „Pressecodex“ verpflichtet, dem ethischen Regelwerk der deutschen Tageszeitungen. Der Codex gibt neben vielen anderen Regeln vor, dass die Berichterstattung über Unglücksfälle und Katastrophen ihre Grenze im Respekt vor dem Leid von Opfern und den Gefühlen von Angehörigen findet. Die von einem Unglück Betroffenen dürfen grundsätzlich durch die Darstellung nicht ein zweites Mal zu Opfern werden.

Wir halten es mit diesen ethischen Standards sowie mit der Achtung der Menschenwürde für unvereinbar, Ihnen zum Frühstück das Bild einer Kinderleiche zu zeigen. Aus dem gleichen Grund haben wir Ihnen in der vergangenen Woche auch die Fotos von Flüchtlings-Leichen in einem Fleischtransporter nicht gezeigt.

Wir werden Ihnen niemals Nachrichten vorenthalten, sondern Sie nach bestem Wissen und Gewissen nachrichtlich vollständig informieren. Aber wir werden uns nicht daran beteiligen, Emotionen durch Bilder zu schüren, die menschlich zutiefst verstörend und zum Verständnis der Nachrichten unnötig sind.