Ausbildung in der Nische - Gerber sind händeringend gesucht
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Lederherstellung? Viele Jugendliche kommen bei der Lehrstellenwahl gar nicht auf die Idee, dass es den Beruf des Gerbers noch gibt. Daher hat die Branche auch Nachwuchsprobleme.
„Wir haben große Probleme, Auszubildende zu finden“, sagt Thomas Schröer, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Lederindustrie. Dabei sind die Chancen auf Übernahme nach der Lehre sehr gut. Die Hersteller in Deutschland produzieren zum Beispiel das Leder für die Inneneinrichtung von Autos, für die Bezüge von Polstermöbeln oder Handtaschen. Zum ersten August wird die Ausbildungsordnung in dem Beruf modernisiert.
Künftig gibt es eine gestreckte Prüfung. Anders als bisher errechnet sich die Abschlussnote nicht nur aus der Abschlussprüfung. Eine frühere Prüfung zählt für die Endnote bereits mit. Im Lehrplan geht es stärker als bisher um neue Produktionsverfahren sowie um das Thema Umweltschutz. Außerdem ändert sich die Berufsbezeichnung: Aus dem Gerber wird die Fachkraft für Lederherstellung.
Dass der Beruf so unbekannt ist, liege auch daran, dass die Industrie sich auf einige wenige Regionen in Deutschland konzentriert. „Lederfabriken gibt es vor allem zum Beispiel in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen“, sagt Schröer.
Wollen Jugendliche den Beruf ergreifen, sollten sie sich für Chemie und Mathe interessieren. „Es sind etwa 25 Prozesse, bis aus der Tierhaut Leder wird“, erklärt Schröer. Bei vielen spielen Chemikalien eine Rolle. Außerdem ist Teamfähigkeit gefragt. Häufig arbeitet man zu zweit. Anders als früher sei die Lederherstellung längst nicht mehr so geruchsintensiv wie früher, erzählt Schröer. Trotzdem: Bei der Lederherstellung werden Tierhäute verarbeitet. Ein Eigengeruch bleibt. Ob Jugendliche den mögen, finden sie am besten in einem Praktikum vor der Ausbildung heraus.