Auslandseinsatz inklusive: Studieren bei der Bundeswehr verpflichtet

Berlin (dpa/tmn) - Mit einem schlechten Abi ein begehrtes Fach studieren? Das ist derzeit kaum möglich. Aufgrund der doppelten Abiturjahrgänge ist der N.C. an vielen Unis hoch. Mancher kommt nun auf die Idee bei der Bundeswehr zu studieren.

Das hat nicht nur Vorteile.

Ein Numerus Clausus von 1,0: Das ist in begehrten Fächern wie Medizin derzeit die Realität. Wer bei der regulären Studienplatzvergabe keine Chance hat, kann sich seinen Studienwunsch möglicherweise dennoch erfüllen. Möglich macht es ein Studium bei der Bundeswehr. Hier wird nicht nur über die Abiturnote, sondern mit einem Aufnahmetest ausgewählt. Doch so ein Studium ist kein Zuckerschlecken.

Kleine Lerngruppen, bestens ausgestattete Universitäten und schon im Studium ein Gehalt: Auf den ersten Blick bietet das Studium bei der Bundeswehr viele Vorteile. „Doch als Notnagel, weil ich sonst keinen Studienplatz bekomme, taugt das nicht“, sagt Patrick Ruthven-Murray. Er hat einen Ratgeber zum Thema Studienwahl geschrieben, in dem er auch den Aspekt Studium bei der Bundeswehr behandelt. Abiturienten müssten sich klarmachen, dass sie sich entscheiden, Soldat zu werden - mit allen Konsequenzen. Im Zweifelsfall müssen sie in Krisengebieten auch schießen.

Jedes Studium bei der Bundeswehr ist eingebettet in die Ausbildung zum Offizier, erklärt Michael Brauns, Pressesprecher der Bundeswehr-Universität in München. „Das Studium ist Teil der Offiziersausbildung. Nicht andersherum.“

Von Psychologie über Medizin bis Maschinenbau bietet die Bundeswehr insgesamt fast 30 Studiengänge an. Die Studenten werden mit einem aufwendigen Aufnahmeverfahren inklusive Wissenstest, Referat und ärztlicher Untersuchung ausgewählt.

Alle Studenten verpflichten sich für 13 Jahre von Beginn der Ausbildung an. Bevor das Studium losgeht, absolvieren die Teilnehmer eine 15-monatige Ausbildung beim Berufsheer, bei der Marine oder der Luftwaffe. Rund 90 Prozent werden innerhalb ihrer Verpflichtungszeit im Ausland eingesetzt, einige auch in Krisengebieten wie Afghanistan, erzählt Brauns.

Für diese lange Verpflichtung bieten die Bundeswehr-Universitäten einiges: Die Fakultäten sind gut ausgestattet. Außerdem bekommt jeder Student etwa 1500 Euro netto im Monat.

Eine Ausnahme sind die Fächer Medizin, Pharmazie, Zahnmedizin und Tiermedizin. Die Studierenden lernen an zivilen Unis. Da das Studium länger dauert und der Bedarf an Medizinern bei der Bundeswehr hoch ist, müssen sich Studierende dieser Fächer für 17 Jahre verpflichten. Seit 2001 dürfen auch Frauen bei der Bundeswehr studieren. Mittlerweile sind im Schnitt etwa zehn Prozent der Studenten eines Jahrgangs weiblich.

Zu den wenigen Frauen auf dem Münchner Campus zählt Janina Klima. Seit Oktober studiert sie Psychologie. In erster Linie möchte sie Soldatin werden. „Ich will mit meinem Beruf einen Beitrag zur Gesellschaft leisten und Verantwortung übernehmen“, sagt die 20-Jährige.

Die Überzeugung, für die Bundeswehr tätig zu sein, sei das Wichtigste, bestätigt auch Anne Müller, Berufsberaterin bei der Arbeitsagentur Hamburg. Außerdem müssten sich Bewerber bewusst machen, dass sie bei der Bundeswehr kein lockeres Studentenleben haben. „Es ist ein sehr straffes Programm. Das ist so, als wenn man direkt von Anfang an arbeiten muss.“