Baucamps und Mitsegel-Trips: Ideen für die Semesterferien
Leipzig (dpa/tmn) — Acht Wochen lang frei — für Studenten ist das in den Semesterferien oft die Regel. Viel Zeit, sich und die Welt zu entdecken, vielleicht das letzte Mal in dieser Länge vor dem Arbeitsleben.
Dass man in dieser Zeit mehr erleben kann als die nächste Rucksackreise, zeigen die folgenden Beispiele: Fünf junge Leute erzählen von ihren Erfahrungen.
Bauen für einen guten Zweck: Vom Holzhacken, Steinezuschneiden und Wasserläufeberechnen hatte Nora Mittelstädt keine Ahnung — bis sie in ihren Semesterferien an mehreren Baucamps teilnahm. Dabei treffen sich Freiwillige, um unter Anleitung gemeinnützige Bauprojekte zu realisieren. Bei ihrem ersten Camp half Nora, eine Flüchtlingsunterkunft in Italien auszubauen. „Ich habe einen Hühnerstall und eine Schaukel gebaut, eine biologische Kläranlage vorbereitet und Holzarbeiten gemacht“, erzählt die 25-Jährige, die Europäische und internationale Wirtschaft in Halle studiert.
Pluspunkt: das Gruppengefühl. „Manche der Freundschaften aus den Baucamps dauern bis heute an“, sagt sie. Für etwa 100 Euro Anmeldegebühr kann man mitmachen, Unterkunft und Verpflegung sind frei, für die Anreise müssen die Helfer selbst aufkommen.
Atlantiküberquerung per Anhalter: Timo Peters studierte gerade Lehramt, als er beim Trampen in Portugal einen Seemann kennenlernte — der ihm prompt eine Mitfahrgelegenheit auf seinem Segelschiff anbot. „Da hab ich mich mit dem Segelvirus infiziert“, erzählt er. Inzwischen hat Timo mehrere Mitsegel-Trips hinter sich, einmal ist er dabei sogar von Gibraltar über den Atlantik bis nach Brasilien gereist. „Man muss nicht wirklich segeln können, um ein Boot zu finden“, sagt der 31-Jährige. Auch andere Qualitäten seien gefragt: „Köche, Mechaniker und Tischler sind zum Beispiel sehr beliebt, manchmal auch Lehrer oder Erzieher — falls Kinder mit an Bord sind.“
Je nach Skipper fällt die Beteiligung an den Kosten unterschiedlich aus, üblich ist aber ein Beitrag für Diesel, Proviant und Hafengebühren.
Weinernte und Gemüseanbau: Die Aussicht auf ein langweiliges Pflichtpraktikum im Büro veranlasste Maren Barczaitis, sich bei World Wide Opportunities on Organic Farms (WWOOF) umzusehen. Beim „Wwoofen“ arbeiten Freiwillige gegen Kost und Logis auf ökologisch ausgerichteten Betrieben mit. Maren fand einen kleinen Selbstversorgerhof in Avô, einem Ort etwa zwei Stunden östlich der Hauptstadt Porto. Dort half sie zwei Monate beim Gärtnern und bei der Weinernte, kochte Gemüse ein und verkaufte die Ernte auf dem Markt im nahe gelegenen Dorf.
„Man muss Lust auf körperliche Arbeit haben“, rät sie. Außerdem sollte man aufpassen, dass man nicht ausgenutzt wird — schließlich bekommt man für die Arbeit kein Geld. „Aber dann ist es superschön, mit anderen zusammen etwas zu schaffen.“
Schulunterricht für Straßenkinder: Eigentlich studiert Niels Mayer Borgogni Bauingenieurwesen in Karlsruhe, doch seine zweite Heimat ist Mali. Seit seiner Schulzeit fliegt er jedes Jahr ins afrikanische Bamako, Malis Hauptstadt. Über die italienische Hilfsorganisation UnAltroMondo Onlus gestaltet er dort Feriencamps für Kinder und Jugendliche mit. „Es geht darum, die Kinder in den Ferien von der Straße zu holen und mit ihnen Aktivitäten zu machen, zum Beispiel Schulunterricht, Sport oder Spiele“, erzählt der 23-Jährige.
Gefordert sei da vor allem Kreativität und Flexibilität. „Ansonsten braucht's nicht unbedingt Fachkenntnisse bei der Arbeit mit Kindern. Einfach da sein und sich zur Verfügung stellen ist schon die halbe Miete.“
Hilfe für Straßenhunde: Als Nicole Cibis im Januar 2014 in Nepals Hauptstadt Katmandu ankam, wusste sie nur, dass sie gerne helfen würde — am liebsten bei einem Tierprojekt. Über ihre Gastgeber beim Couchsurfen lernte sie Street Dog Care kennen, eine Auffangstation für Straßenhunde. Die Tiere werden dort gefüttert, gewaschen und medizinisch versorgt. „Es ist einfach wichtig, dass jemand da ist und sich kümmert“, erzählt Cibis. Krankheiten wie Tollwut sind weit verbreitet, Cibis war deshalb mit dem Team auch regelmäßig auf Impftour in den Straßen unterwegs.
„Am besten informiert man sich vorher im Internet, vor Ort ist es oft recht chaotisch“, rät Nicole. Und riskant: „Einen Tag bevor ich fertig war hat mich ein Hund gebissen“, erzählt sie. Ihrer Tierliebe hat das keinen Abbruch getan: Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland holte sich Nicole selbst einen Hund — aus einer Auffangstation in Bulgarien.