Bei Misshandlungen in der Lehre rasch an Dritte wenden
Berlin (dpa/tmn) - Ein böses Wort kann jedem Chef oder Kollegen einmal über die Lippen kommen. Doch drohen sie mit Gewalt, muss das kein Auszubildender tolerieren. Bei Misshandlungen - angedrohten oder tatsächlichen - bieten eine Reihe von Ansprechpartnern Hilfe.
Misshandlungen in der Ausbildung sind die absolute Ausnahme. Kommen sie dennoch vor, sind die Betroffenen häufig völlig verunsichert. Nicht wenige verfallen in Schockstarre. Hinzu komme oft die Angst, die Lehrstelle zu verlieren, sagt Florian Haggenmiller, Bundesjugendsekretär des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Doch Gewalt oder die Androhung von Gewalt müsse sich niemand gefallen lassen. Er rät, sich in so einem Fall sofort Unterstützung von Dritten zu holen - etwa von dem Ausbildungsberater der Gewerkschaft. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft bei Aldi, weil dort Azubis misshandelt worden sein sollen.
Hilfe finden die Jugendlichen auch bei den Ausbildungsberatern der Industrie- und Handelskammern. Auch der Berufsschullehrer könne ins Vertrauen gezogen werden, rät Haggenmiller. Wer lieber erst einmal anonym bleiben möchte, findet Unterstützung bei dem kostenlosen Online-Portal Dr. Azubi der Gewerkschaft. Spätestens nach 48 Stunden bekommen Jugendliche dort auf alle Fragen rund um das Thema Ausbildung eine Antwort von Experten. Bei Bedarf wird auch der Kontakt zu Psychologen oder Anwälten vermittelt.
Ist der Misshandelnde ein Kollege, ist eine Beschwerde beim Chef sinnvoll, weiß Haggenmiller. Sei der Vorgesetzte selbst der Peiniger, könne möglicherweise wiederum sein Chef oder die Geschäftsleitung eingeschaltet werden. Diese firmeninterne Beschwerde machen Jugendliche am besten schriftlich und mit einer Fristsetzung für eine Stellungnahme. So können sie verhindern, dass der Vorgesetzte das Schreiben ignoriert oder später argumentiert, dass das Gespräch nicht stattgefunden hat.