Bewerbungen richtig vermasseln
Berlin/Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Der Horrorbewerber für jeden Personaler kommt nicht einfach nur zu spät. Er erklärt dann auch noch lang und breit, warum die U-Bahn ausgefallen ist. Ein typischer Anfängerfehler von Bewerbern.
Einige Fauxpas im Überblick:
Besonders kreativ sein: Mit kreativen Gestaltungsideen können Bewerber jede Menge Energie vergeuden. „Schmücken Sie Ihren Lebenslauf mit Zierlinien. Nehmen Sie das dickste Papier und die edle Ledermappe“, scherzt der Bewerbungsberater Gerhard Winkler aus Berlin. Tatsächlich wirkt so etwas schnell übertrieben: „Der Personaler hat wenig Zeit. Er will harte Fakten. Schnickschnack lenkt nur ab.“
Erstmal meckern: Die passenden Small-Talk-Themen zum Einstieg zu finden, ist eine hohe Kunst. Geraten wird oft, etwas Naheliegendes anzusprechen. Das sind zum Beispiel die Eindrücke von der Firma. „Sparen Sie dabei nicht mit Kritik“, rät Winkler Bewerbern, die es sich gleich mit dem Personaler verderben wollen. „Als Erstes beschweren Sie sich, dass sie das Büro nicht gefunden haben, in dem sie sich die Fahrtkosten erstatten lassen können.“ Und zur Krönung sollten Bewerber sofort nach dem Gehalt fragen und daran herummäkeln, ergänzt der Karriereberater Hermann Refisch aus Frankfurt.
Flotte Sprüche klopfen: Humor kommt immer gut an. Nach einem kleinen Witz oder einem lockeren Spruch läuft das Gespräch doch gleich viel entspannter. Garantiert unbeliebt machen sich Bewerber mit einem Scherz auf Kosten anderer Mitarbeiter wie „Was ist das denn für ein Drachen in Ihrem Vorzimmer?“, erklärt Winkler.
Etikette ist altmodisch: Knigge ist doch von gestern. Darauf warten, dass der Personaler einem anbietet, sich zu setzen? Man will doch Initiative zeigen! Solche Etikette-Verstöße sind ein todsicheres Mittel, um den ersten Eindruck zu versauen, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg in einem Schulungsvideo erläutert.
Phrasen dreschen: „Ich bin teamfähig und motiviert“ - solche Floskeln sind ein Muss für jede schlechte Bewerbung. Das belegen und konkret werden? Ach, ist doch nicht nötig. „So allgemein klingt es ja auch viel schöner“, erläutert Winkler den Denkfehler, der hinter solchen Formulierungen steckt. Ihn hat auch sein Fachkollege Refisch oft beobachtet: „Viele machen den Fehler, dass sie mit abstrakten Begriffen um sich werfen.“ Stattdessen sollten Bewerber solche Eigenschaften mit konkreten Beispielen belegen. „Ich schreibe also, in was für einem Team ich gearbeitet habe und welche Probleme dabei gemeinsam gelöst wurden.“ Das spreche für sich.
Dem Bewerber ist nichts zu banal: Fachwissen und Leistungen waren gestern. Heute sind „weiche“ Fähigkeiten - „Soft Skills“ - gefragt: Kellnern ist zum Beispiel ein Beleg für Organisationstalent. Und wer kann nicht von sich sagen, dass er kommunikationsfähig ist? „Auch Fremdsprachenkenntnisse lassen sich gar nicht genug aufbauschen“, sagt Winkler.
Ehrlich und bescheiden sein: „Bescheidenheit ist eine Zier“, sagt Winkler und beschreibt damit einen häufigen Denkfehler von Bewerbern. Tief stapeln ist daher die Devise, um sich in ein schlechtes Licht zu rücken: „Wir sagen gerne, was gegen uns spricht. Nicht dass der Personaler auf die Idee kommt, wir könnten uns nicht realistisch einschätzen.“ Im Ernst heißt das: Meist sind Bewerber zu schüchtern. Sich bewerben kommt aber von werben.