Einige Unis verlängern den Bachelor
Köln (dpa/tmn) - Eigentlich sollte es im Bachelorstudium besonders schnell gehen. Aber in der Praxis hat sich gezeigt: Sechs Semester reichen nicht immer. Manche Hochschulen haben deshalb ein oder zwei Semester nachgelegt.
Vorlesung um 8.00 Uhr morgens, danach Seminar. Mittags ein schnelles Essen, ab 14.00 Uhr lernen in der Bibliothek. Dann arbeiten, Geld verdienen. Viele Studenten haben Wochenarbeitszeiten, die denen von Managern gleichen. Auf der Strecke bleibt dabei nicht nur die Freizeit, sagen Kritiker der Bologna-Reform. Auf der Strecke bleibe auch die Qualität des Studiums. „Bei der Umstellung der Studiengänge auf den Bachelor sind viele Fehler passiert: Was vorher in neun Semestern vorgeschrieben war, sollte jetzt in sechs Semestern absolviert werden“, sagt der zweite Vorsitzende des AStA der Uni Köln, Patrick Schnepper.
Das wollen manche Universitäten ändern und führen den achtsemestrigen Bachelor ein. Er soll den Studierenden mehr Zeit für Auslands- oder Praxissemester geben. „Das ist eine sehr sinnvolle Entwicklung, vor allem in Studiengängen, in denen experimentell gearbeitet wird, wie den Naturwissenschaften“, sagt Biologie-Student Schnepper. „Mit nur sechs Semestern hat man da auf dem Arbeitsmarkt nämlich wenig Chancen.“ Auch der Deutsche Hochschulverband begrüßt eine „flexiblere Gestaltung der Studienlänge“. Verbandssprecher Matthias Jaroch sagt: „Es kommt den wissenschaftlichen Zielen eines Studiums zugute, wenn es nicht zu kurz angelegt ist.“
Bislang fehlte den Studenten im sechssemestrigen Bachelor häufig die Zeit, um ins Ausland zu gehen. An einigen Hochschulen sind deshalb Studiengänge mit obligatorischen Auslandsaufenthalten bereits verlängert worden. So zum Beispiel an der Freien Universität in Berlin: Während die Regelstudienzeit der Bachelor-Studiengänge dort sechs Semester beträgt, sind die Fächer Italienstudien und Frankreichstudien schon auf je sieben Semester angelegt. Eine Verlängerung anderer Bachelor auf bis zu acht Semester werde noch geprüft, sagt der Sprecher der FU Berlin, Goran Krstin.
Die Hochschule Bremen hat bei der Umstellung auf den Bachelor die Studiengänge von Beginn an länger angelegt. „Wir sind von vornherein ganz bewusst diesen Weg gegangen“, sagt Sprecher Ulrich Berlin. „Bei uns sind die Bachelor in der Regel sieben Semester lang, duale oder internationale Studiengänge sogar acht.“ Auch an vielen Fachhochschulen und manchen Universitäten gibt es mittlerweile sieben- oder achtsemestrige Bachelor.
Der AStA in Hamburg befürwortet diese Entwicklung - generell. In Hamburg sei aber ein Studium mit Bachelor und Master nur für höchstens zehn Semester finanziert, sagt AStA-Sprecherin Katharina Mennrich. Das bedeute: „Wenn der Bachelor acht Semester lang ist, bleiben nur noch zwei für den Master, das ist in einigen Fächern zu wenig.“
Die Studienwahl ist mit der Einführung längerer Bachelor also nicht einfacher geworden. Studienberater empfehlen Studenten, sich vor ihrer Hochschul- und Fächerwahl zu informieren, welche Mindest-Studiendauer in ihrem Wunschberuf gefordert wird.