Bloß keine falsche Bescheidenheit - Bewerbungstipps für Ältere
Berlin (dpa/tmn) - Zu jung für die Rente, aber zu alt für den Job: Ältere haben es auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht. Dabei können sie Arbeitgebern einiges bieten. Sie müssten sich bei der Jobsuche nur auf ihre Stärken konzentrieren.
Der Frust kommt schnell, wenn ältere Menschen auf Jobsuche gehen. Da haben sie oft jahrzehntelang gearbeitet und Erfahrungen gesammelt - trotzdem flattert den Bewerbern eine Absage nach der anderen ins Haus. Dabei sind Experten überzeugt: Arbeitgeber wissen die Qualitäten der älteren Bewerber durchaus zu schätzen. Doch die stehen sich häufig selbst im Weg. „Viele haben früher einfach gelernt, dass Eigenlob stinkt. Deshalb tun sie sich oft schwer, sich zu inszenieren und Marketing in eigener Sache zu betreiben“, sagt Jürgen Hesse, Bewerbungscoach aus Berlin.
Unter älteren Menschen verstehen Karriereberater bereits all jene, die ihren 45. Geburtstag gefeiert haben. „Ab diesem Alter wird es deutlich schwieriger, noch einmal einen guten Job zu bekommen“, stellt Hesse fest. Aber er macht auch Mut: Aufgrund der zunehmend entspannten Situation am Arbeitsmarkt seien auch ältere Bewerber wieder gefragter. Um bei der Jobsuche zu bestehen, sollten sie sich auf ihre Stärken besinnen und Mittel nutzen, die der jüngeren Konkurrenz nicht zur Verfügung stehen.
„Wer schon eine längere Berufserfahrung hat, kann auf Netzwerke zurückgreifen“, erläutert Gerhard Winkler, Bewerbungsberater aus Berlin. So könnten Arbeitnehmer diskret schauen, wo es Jobs gibt. Entscheidend sei dabei, rechtzeitig auf die Suche zu gehen. „Oft ist der Jobverlust absehbar“, sagt Winkler. „Man darf das dann nicht aussitzen und sich an seinem alten Job festklammern bis zum Gehtnichtmehr.“ Je früher Arbeitnehmer mit den Planungen für einen Jobwechsel beginnen, desto besser.
Ein entscheidender Punkt für ältere Bewerber sei, Stellen zu finden, bei denen es nicht so viele junge Konkurrenten gibt. Andernfalls zögen die Älteren tatsächlich oft den Kürzeren, sagt Dieter Schmich, Bewerbungsberater aus Schwetzingen. Doch während Jüngere ihren Fokus meist auf große Firmen mit prominentem Namen legen, kennen alte Hasen auch die Hidden Champions: Eher unbekannte, in ihrer Nische aber extrem erfolgreiche mittelständische Firmen. „Dort haben auch ältere Bewerber eine gute Chance“, erklärt Schmich.
Wer seine schriftlichen Bewerbungsunterlagen vorbereitet, sollte im Hinterkopf haben, dass sich seit der letzten Bewerbung manches geändert hat. „Die Verpackung ist viel entscheidender als noch vor einigen Jahren“, sagt Hesse. Statt der guten alten DIN-A4-Mappe sei heute in der Regel eine elektronische Bewerbung gefragt. „In den meisten Branchen sollte man begleitend dazu ein Profil in Netzwerken wie Xing haben.“ Dadurch entkräfteten Ältere von vornherein das Vorurteil, dass sie technisch nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind.
Auch beim Lebenslauf ist es fatal, wenn Jobsuchende einfach die Vita von der letzten Bewerbung aus der Schublade holen und um die fehlenden Jahre ergänzen. Wer da noch reinschreibe, welche Praktika er vor 25 Jahren absolviert hat, macht sich lächerlich, sagt Hesse. Bei allem, was länger als 10 bis 15 Jahre zurückliege, sollten Jobsuchende allenfalls die wichtigsten Stationen kurz erwähnen.
Über die aktuelle Position dürfen Suchende dagegen ausführlich berichten. „Am besten schreibt man in Stichpunkten, welche Verantwortung man hatte und welche Erfahrung man gesammelt hat“, rät Schmich. Zum Lebenslauf gehöre außerdem ein aktuelles Bild. „Man sollte auf keinen Fall ein Foto von vor zehn Jahren nehmen, nur weil man darauf noch jünger aussieht“, erklärt Hesse. Beim Vorstellungsgespräch räche sich das.
Wer es bis zum Bewerbungsgespräch geschafft habe, könne schon ein bisschen aufatmen, meint Schmich. Das Alter sei für den Personaler dann kein Problem. Gerade im persönlichen Gespräch könnten Ältere nun ihre Stärken ausspielen - viele hätten schließlich mehr Ausstrahlung und Selbstsicherheit als junge Leute.
Im Gespräch sollten Bewerber darauf vorbereitet sein, ihr Know-how in maximal zehn Sätzen vortragen zu können, rät Schmich. Auch Winkler betont, dass es zu wenig sei, nur zu sagen, man habe jahrelange Erfahrung. Jobsuchende sollten schon konkrete Leistungen aufzählen können.
Darüber hinaus könnte der Personaler den Kandidaten provozieren. „Da kommen schon Fragen wie: 'Meinen Sie, in ihrem Alter können Sie den Stress noch aushalten?'“ Wer sich da gleich auf den Schlips getreten fühlt, hat schon verloren. Personaler wollten dabei vor allem austesten, wie dünnheutig jemand ist, sagt Hesse.
Besonders ungewöhnlich sei die Situation, wenn Ältere einem Personaler gegenüber sitzen, der so jung ist wie der eigene Sohn oder die eigene Tochter. „Da muss man professionell bleiben und seine Eitelkeiten ablegen“, sagt Schmich. Und auf keinen Fall sollten Ältere versuchen, jugendlich zu wirken. Das sei nur peinlich.