Deutsche haben europaweit die meisten Urlaubstage

Eine EU-Studie zeigt, dass wir die meisten Ferien haben. Aber wir leisten auch die meisten Überstunden.

Düsseldorf. Deutschland sei „ein kollektiver Freizeitpark“, hat Altkanzler Helmut Kohl einst moniert. Eine aktuelle Studie der EU-Forschungsbehörde Eurofund zeigt: Tatsächlich hat keiner in Europa mehr Urlaubstage als wir. Wer in Vollzeit arbeitet, hat in der Regel 30 Tage im Jahr frei. Das gibt es sonst nur noch in Dänemark.

Zum Vergleich: Die Briten haben 24 Urlaubstage, was dem EU-Schnitt entspricht. Esten und Zyprioten bilden mit 20 Tagen das Schlusslicht.

Haben die Deutschen also zu viel Urlaub? Stimmen, die dies noch vor einem Jahr behauptet haben, möchten nun lieber schweigen. Die Präsidentin eines Unternehmerverbandes, die in der Vergangenheit gefordert hatte, den Jahresurlaub auf vier Wochen zu reduzieren, sagt jetzt unserer Zeitung, dass sie mit dieser Forderung lieber nicht mehr in Verbindung gebracht werden möchte. Der Protest war zu groß.

„Wenn es die Produktivität erlaubt, ist gegen viel Urlaub nichts einzuwenden“, sagt Christoph Schröder vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Allerdings rät er Firmen zu mehr Flexibilität.

„Ein Betrieb kann etwa anbieten, mehr für die Altersvorsorge zurückzulegen, wenn ein Mitarbeiter auf Urlaub verzichtet.“ Innerhalb der EU gibt es Pläne, Arbeitszeiten und Löhne stärker zu vergleichen und bei zu großen Abweichungen einzuschreiten.

Scheuen müssen die Deutschen den Vergleich nicht. Denn die Studie belegt auch, dass sie besonders fleißig sind. Vollzeitbeschäftigte arbeiten im Schnitt 40,5 Stunden pro Woche. Nur die Rumänen (41,39) und die Luxemburger (40,8) arbeiten mehr. Und: Wir machen die meisten Überstunden — im Durchschnitt 2,8 pro Woche.