Die Rückkehr immer mitdenken - Für die Firma ins Ausland gehen

München (dpa/tmn) - Mehrere Monate oder gar Jahre für die Firma im Ausland zu arbeiten, erfordert Einsatz. Elisabeth Satzger weiß das aus eigener Erfahrung: Für ihren Arbeitgeber, den Elektronikkonzern Rhode & Schwarz, ging sie zwei Jahre nach Asien, tauschte München gegen Singapur.

Satzger sollte dort eine Abteilung für Hard- und Softwareentwicklung aufbauen. Mit Sprachkursen und interkulturellen Trainings bereitete ihr Arbeitgeber sie auf den Auslandsaufenthalt vor. Dennoch war die Umstellung anfangs groß: „Die deutsche Sichtweise bringt einen in Asien erst einmal von einem Fettnäpfchen ins nächste“, erzählt Satzger. „Wir Deutschen sind sehr direkt - im asiatischen Raum wird das schnell als demütigend empfunden.“

Keine Sprachschule der Welt vermittele vergleichbare Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz wie ein Auslandsaufenthalt, sagt Ina Kayser vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in Düsseldorf. Doch nicht immer wird dieses Wissen in der Heimat geschätzt: „Ob ein Auslandseinsatz gut für die Karriere ist, hängt stark von der Branche ab.“ In der exportorientierten Industrie sind Auslandserfahrungen enorm wichtig - etwa im Maschinen- und Fahrzeugbau oder in der Elektrotechnik. Für Bau- oder Vermessungsingenieure spielen sie dagegen kaum eine Rolle.

Vor dem Auslandsaufenthalt sollte geklärt werden, ob das Gastland ein Sozialversicherungsabkommen mit Deutschland geschlossen hat. „Im EU-Ausland ist das in der Regel der Fall“, sagt Cornelia Banisch. Sie ist Auslandsberaterin beim Raphaelswerk in Hamburg. Der Fachverband der Caritas berät Auswanderer und Menschen, die Deutschland vorübergehend verlassen, aber auch Rückkehrer. In der EU und einigen weiteren europäischen Ländern kommt die deutsche Krankenversicherung für Krankheitskosten auf, für alle anderen Länder ist eine Auslandskrankenversicherung Pflicht.

Es gibt vier Möglichkeiten, für die Firma ins Ausland zu gehen, erläutert Kayser: „Die Geschäftsreise, eine Kurzzeitentsendung, eine Langzeitentsendung oder die sogenannte Lokalisierung.“ Welche Variante in Frage kommt, hängt unter anderem von der Dauer des Aufenthalts ab. Wer bereits für die Tochterfirma im Ausland arbeitet, also zum Beispiel die Produktion vor Ort koordiniert, ist nicht mehr auf Dienstreise, sondern auf einer Kurzzeitentsendung. Dauert der Aufenthalt länger als ein halbes Jahr, handelt es sich um eine Langzeitentsendung. Ein Teil des Einkommens ist dann im Gastland zu versteuern.

Die direkte Entsendung durch den Arbeitgeber ist allerdings rückläufig, erzählt Banisch. Der Grund: „Der Arbeitnehmer profitiert bei diesem Modell davon, dass weiterhin Sozialabgaben bezahlt werden. Für den Arbeitgeber ist das aber relativ teuer.“ Verbreitet ist deshalb mittlerweile die sogenannte Lokalisierung. „Immer häufiger werden Ortsverträge direkt mit dem Unternehmen im Einsatzland geschlossen.“ Umso wichtiger ist es, dass der Mitarbeiter auch seine Rückkehr ins Unternehmen in Deutschland vertraglich vereinbart.

Doch nicht nur der Auslandsaufenthalt selbst ist eine Herausforderung für viele Expats, wie die Auslandsarbeiter auch genannt werden. Auch der Neuanfang in Deutschland gestaltet sich oft schwierig. Die kulturelle Rückanpassung wird oft unterschätzt: „Man verändert sich durch den Auslandsaufenthalt, dann kommt man zurück, und alles ist vermeintlich gleich geblieben“, erzählt Ingenieurin Satzger. Im Ausland sei die ganze Zeit klar, dass man sich anpassen muss. Doch auch Rückkehrer müssen sich wieder einfügen. „Ich kenne auch Expats, die nach dem Auslandsaufenthalt nicht wieder Fuß gefasst haben.“ Ihr eigener Wiedereinstieg lief dagegen ohne Probleme: Die 36-Jährige arbeitet heute bei ihrem alten Arbeitgeber in München - als Abteilungsleiterin.