Hebamme mit Master: Ein Studium in den Gesundheitsberufen
Bochum (dpa/tmn) - Krankenpfleger, Ergotherapeuten oder Hebammen machen klassischerweise eine Ausbildung an einer Fachschule. Doch es gibt immer mehr Studiengänge in den Gesundheitsberufen. Für wen lohnt sich das?
Bochum (dpa/tmn) - Krankenpfleger, Ergotherapeuten oder Hebammen machen klassischerweise eine Ausbildung an einer Fachschule. Doch es gibt immer mehr Studiengänge in den Gesundheitsberufen. Für wen lohnt sich das?
Vier Jahre dauert das Hebammenstudium. Vier Jahre zwischen Theorie und Praxis, Lernen und Forschen. Nach dreieinhalb Jahren ist der große Moment gekommen: das Examensbaby ist da. „Jede Hebammenstudentin muss zur staatlichen Prüfung für die Berufszulassung eine Geburt begleiten“, sagt Prof. Anne Friedrichs. Sie ist Präsidentin der Hochschule für Gesundheit (HSG) in Bochum. In diesem Punkt ähnelt die Ausbildung jener an der Fachschule. Doch es gibt auch Unterschiede.
Seit einigen Jahren werden Hebammen, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden oder Krankenpfleger nicht nur an Fach-, sondern auch an Hochschulen ausgebildet. Die Absolventen schließen mit dem Bachelor oder Master ab. Gleichzeitig bekommen sie die Berufszulassung.
Zwar lernen die Studierenden das wissenschaftliche Arbeiten und bearbeiten kleinere Forschungsprojekte - ihre Arbeit soll aber dennoch in erster Linie am Patienten sein. „Wir brauchen sie am Bett“, sagt Johanna Knüppel, Sprecherin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) in Berlin.
Die Hochschulausbildung soll die bisherige Ausbildung nicht ablösen. Doch was es bislang gibt, reiche nicht mehr aus, erklärt Prof. Friedrichs. Eine gute Fachschule vermittele Wissen auf dem aktuellen Stand. Dann wüssten die Schüler, wie sie einen Patienten bestmöglich versorgen, sagt Prof. Friedrichs. In den Studiengängen geht die Ausbildung einen Schritt weiter. Die Absolventen seien in der Lage, wissenschaftliche Erkenntnisse für die Praxis nutzbar zu machen.
Während Studiengänge wie Gesundheitsmanagement oder -ökonomie bereits seit langem an Hochschulen gelehrt werden, ist die Akademisierung der klassischen Ausbildungsberufe eine Sache der vergangenen Jahre. Immer noch hat sie Modellcharakter. „Bislang haben wir einen Akademikeranteil von 2,3 Prozent in der Physiotherapie“, sagt Andrea Heinks, Expertin für Studium und Ausbildung im Deutschen Verband für Physiotherapie (ZVK) in Köln.
Für die Studierenden hat die Akademisierung der bisherigen Ausbildungsberufe vor allem einen ganz praktischen Vorteil: „Mit einem Studium wird der Anschluss an das Ausbildungsniveau im europäischen Ausland geschafft“, sagt Sandra Teuffel, Sprecherin der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) in Berlin. Außerdem eröffnet das Studium die Möglichkeit, eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Bislang kommen viele Dozenten nur über Umwege in die Lehre.
Die Schnittstellen zwischen Ärzten, Bachelorabsolventen und dem an den Schulen ausgebildeten Personal müssten sich allerdings erst noch herausbilden, räumt HSG-Präsidentin Friedrichs ein. Daneben bleibt das Problem der traditionell nicht besonders gut bezahlten Gesundheitsberufe: „Das Tarifrecht schaut nicht, mit welcher Ausbildung die Leute kommen, sondern welche Tätigkeiten sie ausführen“, sagt Prof. Friedrichs. Erst wenn es neue Stellenprofile gibt, sei auch eine bessere Bezahlung möglich. „Bislang sind die Absolventen im Tarifsystem noch nicht vorgesehen“, sagt Knüppel. Einige Kliniken gingen jedoch einen Umweg über Prämien für die Hochschulabsolventen, die eine längere Ausbildungszeit haben.