Expertin: Plagiats-Affären haben viele Doktoranden verunsichert

Berlin (dpa/tmn) - Habe ich in der Doktorarbeit alle Zitate richtig angegeben? Könnte man mir Abschreiben vorwerfen? Solche Fragen stellen sich viele, die momentan promovieren, sagt Prof. Debora Weber-Wulff von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.

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Prof. Debora Weber-Wulff beschäftigt sich an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Technik seit Jahren mit dem Thema Plagiate. Die Verunsicherung sei groß, sagt sie. Dozenten erwarteten von Doktoranden häufig, dass sie bereits wissen, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert. Diese haben zwar schon eine Abschlussarbeit verfasst. Dennoch hätten sie sich nicht selten kaum systematisch in Seminaren mit dem Thema befasst. Die Expertin rät deshalb, sich zu Beginn der Promotion erneut damit auseinanderzusetzen.

Doktoranden könnten Passagen ihrer Arbeit, bei denen sie Bedenken haben, beispielsweise mit ihrem Dozenten oder anderen Doktoranden vom Lehrstuhl besprechen. Promovierende verzichten aber besser darauf, ihre Arbeit mit Plagiatssoftware zu überprüfen, rät Prof. Weber-Wulff. Es gibt zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Programme zum Thema im Netz. Studenten laden in der Regel ihre Arbeit online hoch, und der Anbieter überprüft die Arbeit. Die Software soll dann den Text auf abgeschriebene Stellen absuchen.

Das Problem dabei: „Die Computerprogramme sind häufig fehlerhaft“, hat Weber-Wulff beobachtet. Sie zeigten beispielsweise Passagen als Plagiat an, die einwandfrei zitiert sind. An anderen Stellen erkennen sie Plagiate nicht, obwohl sie solche sind. „Die Software wiegt den Studenten entweder in falscher Sicherheit oder macht ihn unnötig panisch.“ Wer wissenschaftlich korrekt arbeiten will, müsse sich mehr Arbeit machen, als nur ein Computerprogramm zu bedienen.

Hintergrund: Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hat am Donnerstag (20. März) die Klage der ehemaligen Bundesministerin Annette Schavan (CDU) gegen den Entzug ihres Doktortitels abgewiesen. Die Universität Düsseldorf hatte ihr vorsätzliche Täuschung vorgeworfen und den Titel aberkannt. In der Vergangenheit wurde bereits Politikern wie Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg oder der FDP-Europa-Abgeordneten Silvana Koch-Mehrin wegen Plagiatsvorwürfen der Doktortitel entzogen.

Literatur:

Weber-Wulff, Debora: False Feathers: A Perspective on Academic Plagiarism, Springer, 2014, 34,60 Euro, ISBN-13: 978-3642399602