Jeder Zweite arbeitet im Urlaub - Burn-out-Gefahr

Berlin (dpa) - Der Urlaub soll die schönste Zeit des Jahres sein. Doch die Erholung ist schnell dahin, wenn plötzlich der Chef anruft. Eine Umfrage ergab: Jeden Zweiten lässt die Arbeit auch in der Freizeit nicht los.

Und das kann zulasten der Gesundheit gehen.

Urlaubszeit ist auch Arbeitszeit - das gilt mittlerweile für jeden Zweiten in Deutschland. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa gaben 52,3 Prozent an, schon mal in den Ferien gearbeitet zu haben.

Besonders betroffen sind Männer: 57 Prozent haben sich schon mal dem Job gewidmet, wenn es eigentlich abschalten hieß. Bei den Frauen waren es 48 Prozent. Fast jeder Vierte (23 Prozent) räumte ein, „häufig“ in der Freizeit zu arbeiten. Fast die Hälfte (46 Prozent) gab an: „hin und wieder“. Besonders schwer von der Arbeit trennen können sich Berufstätige zwischen 45 und 54 Jahren und Gutverdiener.

Für 41 Prozent ist es zudem üblich, dass sich Vorgesetzte oder Kollegen im Urlaub mit dienstlichen Fragen oder Bitten melden. Dabei tun sich Arbeitnehmer keinen Gefallen, wenn sie ständig erreichbar bleiben, sagt die Arbeitsmedizinerin Ulrike Roth vom TÜV Rheinland. Denn das kann zulasten ihrer Gesundheit gehen - bis zum Burn-out.

Das Diensthandy in der Freizeit immer anzulassen, sei oft falsch verstandenes Pflichtbewusstsein, erläutert die Expertin. Wer nicht gerade eine Führungsposition innehat, sollte deshalb vor allem im Urlaub das Telefon ausschalten. Im Büro sei ohnehin eine Vertretung für die wichtigsten Anrufe und Emails zuständig. Alles Übrige dürfe ruhig liegenbleiben.

Beschäftigten in Führungspositionen bleibe manchmal zwar nichts anderes übrig, als auch im Urlaub erreichbar zu bleiben. Übertreiben dürften sie es damit aber nicht, warnt Roth. „Es kommt irgendwann zu einer psychischen Erschöpfung, von der man sich nicht so einfach wieder erholt. Der Endpunkt einer solchen Situation kann ein Burn-out sein.“

Sogar während der Arbeitszeit sei permanente Erreichbarkeit problematisch. „Auch eine Führungskraft muss sich manchmal Freiräume organisieren. Und wenn es nur ein Schild mit 'Bitte zwei Stunden nicht stören' an der Tür ist.“ Wenn ständig E-Mails auf dem Bildschirm aufblinken, das Telefon klingelt oder jemand an der Tür klopft, steige die Fehlerquote.

Daher empfiehlt die Expertin, nur zweimal am Tag die dienstlichen E-Mails zu checken. „Wer erwartet, dass eine Mail innerhalb von zwei Stunden beantwortet ist? Wer etwas wirklich Wichtiges von mir will, ruft ja wohl an.“

Die Kölner Meinungsforscher hatten für die Umfrage 1017 Menschen im Alter von mindestens 16 Jahren aus ganz Deutschland befragt. Einen Teil der Fragen beantworteten nur Berufstätige.