Analyse Köche und Fleischer: Fachkräftemangel in Ausbildungsberufen

Bonn (dpa/tmn) - Wer vom Fachkräftemangel hört, denkt vielleicht zunächst an Ingenieure und IT-Spezialisten. Lücken und Engpässe gibt es aber auch in anderen Jobs - und zwar vor allem bei den Ausbildungsberufen.

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Ein ganz neues Phänomen ist das nicht. „Seit dem Jahr 2011 steigt die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze, die Passungsprobleme nehmen zu“, sagt Andreas Pieper vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). „Das heißt, die Ausbildungswünsche der Jugendlichen und die Ausbildungsplatzangebote der Betriebe passen nicht mehr zueinander.“

Davon sind nicht alle Regionen und Branchen gleichermaßen betroffen - und auch nicht aus den gleichen Gründen. Im Gastgewerbe, bei den Köchen und Hotelbeschäftigten etwa, ist die Lage geradezu dramatisch. So bleibt zum Beispiel jeder dritte Ausbildungsplatz für Restaurantfachleute unbesetzt, sagt Pieper. „Betroffen sind auch das Lebensmittelhandwerk - die Fleischer, die Bäcker -, dann die Baubranche und die Gebäudereiniger.“

Auch sonst im Handwerk klagen viele Betriebe über ausbleibende Azubis. „Was auch daran liegt, dass es da sehr viele kleine Betriebe gibt, die als Ausbildungsbetrieb für Jugendliche oft nicht so attraktiv sind“, erklärt Pieper. Allerdings leide längst nicht das ganze Handwerk unter einem Fachkräftemangel. „Es gibt Berufe wie den Kfz-Mechatroniker oder den Tischler, die keine Probleme haben.“ Und auch in der Altenpflege gibt es eher keinen Mangel an potenziellen Azubis - sondern eher zu wenig Ausbildungsplätze, um die steigende Nachfrage einer alternden Gesellschaft zu decken.

Doch warum sind manche Ausbildungen für Jugendliche attraktiv und andere nicht? Das liegt einerseits an Faktoren wie den Arbeitszeiten, die vor allem im Gastgewerbe ein Problem sind. Hinzu kommt der Ruf eines Jobs: „Der Beruf ist eine Art Visitenkarte für ihr soziales Umfeld, das ist Jugendlichen sehr wichtig“, erklärt Pieper. „Und da ist der Fleischer oder der Bäcker eben nicht so angesehen wie der Kfz-Mechatroniker, der Mediengestalter oder der Kaufmann.“

Nicht immer entspricht dieser Ruf der Realität - viele Vorstellungen sind veraltet oder schlicht falsch. „Die Berufsbilder ändern sich gerade durch die Digitalisierung“, sagt Pieper. „Der Schornsteinfeger zum Beispiel steht heute nicht mehr nur auf dem Dach und reinigt den Kamin, der analysiert per Laptop die gesamte Heizungsanlage.“

Hier könnte Aufklärungsarbeit dazu beitragen, Jobs spannender und attraktiver zu machen. Auch eine gute Außendarstellung kann Unternehmen helfen, wieder mehr Azubis zu finden, so Pieper: „Wir wissen aus eigenen Untersuchungen, dass ein positives Betriebsklima wichtig für Jugendliche ist, weil sie daraus auf ein gutes Image des Betriebs und auf gute Ausbildungsbedingungen schließen.“ Anderswo gilt es Missstände aus der Welt zu schaffen: den rauen Umgangston gegenüber Azubis zum Beispiel, für den viele Küchen berüchtigt sind.

„Manche Sachen werden sich aber auch nicht ändern, die Arbeitszeiten in der Gastronomie oder von Bäckern etwa“, sagt Pieper. „Da sollte man den Jugendlichen auch keinen Sand in die Augen streuen.“