Nachwuchsforscher brauchen starke Nerven

Aachen/Hof (dpa/tmn) - Eine Karriere in der Wissenschaft ist riskant. Denn nicht jeder bekommt nach der Habilitation tatsächlich einen Ruf zum Professor. Wer clever ist, stellt sich daher von Anfang an breit auf.

Und ist bereit, auch im Wissenschaftsmanagement zu arbeiten.

Bleibt der Ruf auf eine Professur aus, steht so mancher Nachwuchsforscher plötzlich auf der Straße. „Vielen droht dann die persönliche Katastrophe“, sagt Ute Heckel von Kisswin.de, einem Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das junge Wissenschaftler bei der Karriereplanung unterstützt. Denn es gibt an deutschen Universitäten kaum Stellen für Forscher unterhalb der Professur. Gleichzeitig sind die meisten jedoch nach der Habilitation zu alt und zu hoch spezialisiert, um noch eine Karriere in der Wirtschaft zu starten, sagt Heckel.

Junge Menschen, die eine Karriere an der Hochschule planen, müssen deshalb von Anfang an strategisch denken und vorausschauend planen. „Man sollte von vornherein versuchen, sich zu diversifizieren und nicht alles auf eine Karte zu setzen“, erklärt Heckel.

Der Weg zur Professur führt in Deutschland durch drei Phasen. Zunächst müssen Nachwuchswissenschaftler nach dem Studium die Promotion abschließen. Während dieser Zeit finanzieren sich die meisten über eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität oder ein Stipendium.

Danach kommt die Postdoktorandenphase. „Diese Phase ist in Deutschland kaum strukturiert“, sagt Patricia Schneider von Thesis, einem interdisziplinären Netzwerk für Promovierende und Promovierte. Diese Phase kann bis zu sechs Jahren dauern und ist geprägt von hohem Leistungsdruck.

Wer sich dennoch dafür entscheidet, konkurriert am Ende mit vielen Mitbewerbern um die wenigen Professoren-Stellen. Insgesamt gab es im Jahr 2009 laut Statistischem Bundesamt 40 165 Professorenstellen. Gleichzeitig reichten 1820 Nachwuchsforscher ihre Habilitation ein.

Auch wenn die Fakten ernüchternd sind: Ute Heckel von Kisswin.de glaubt, dass eine Karriere in der Wissenschaft durchaus planbar ist. Sie rät Nachwuchswissenschaftlern schon bei der Wahl des Forschungsgegenstands darauf zu achten, ob das bearbeitete Thema populär ist.

Klappt es trotz eines populären Themas mit dem Ruf auf eine Professur nicht, bleiben vier Möglichkeiten: „Ein Job in der Industrie, ein Job als Lehrer in der Schule, die Selbstständigkeit oder ein Job im Wissenschaftsmanagement“, sagt Schneider. Die Industrie ist für Geisteswissenschaftler meistens allerdings keine Option. Denn im Gegenteil zu Naturwissenschaftlern und Ingenieuren sind sie dort kaum gefragt.

Stellen im Wissenschaftsmanagement sind an der Schnittstelle zwischen Forschung und Universitätsverwaltung angesiedelt. Das kann etwa beim DAAD oder beim Max-Planck-Institut sein, sagt Schneider. Und anders als in der Wirtschaft habe man zu diesen Institutionen schon während der Postdoktorandenphase Kontakt.

Eine andere Alternative sei der Lehrerberuf, so Schneider. Das sei eine Option, die besonders die Geisteswissenschaftler oft in Betracht ziehen würden. In der Regel muss hier allerdings das Staatsexamen nachgeholt werden. In einigen Bundesländern sei ein Quereinstieg möglich.

Selbst wenn es also mit der Karriere in der Wissenschaft nicht klappt, gibt es für Nachwuchsforscher durchaus Alternativen. Der Plan B muss jedoch rechtzeitig geschmiedet werden.