Wie werde ich...? Schauspieler

Essen (dpa/tmn) - Von den Fans verehrt, vom Ruhm verwöhnt. So erträumt sich mancher eine Schauspielkarriere. Dabei sieht die Realität vieler Berufsanfänger anders aus. Schauspieler sein bedeutet häufig, ständig wechselnde Engagements zu haben und wenig Geld zu verdienen.

Armin Rohde ist einer der bekanntesten Schauspielabsolventen der Folkwang Universität der Künste in Essen. So wie er es einst schaffte, wollen jedes Jahr rund 800 Bewerber einen Studienplatz an der renommierten Hochschule im Ruhrgebiet ergattern. Doch gerade einmal zehn Menschen werden angenommen. Der Rest zieht weiter und versucht sein Glück woanders. Wer jedoch einmal einen Studienplatz bekommen hat, kann sich darauf einstellen, dass sein Leben in den nächsten vier Jahren klaren Regeln folgt.

„Wir sind total verschult. Von morgens 9.00 bis abends um 21.00 Uhr wird hier gearbeitet“, sagt Marina Busse, Professorin für Praktische Theaterarbeit. Busse kennt Verzicht und hohe Anforderungen. Sie war neben Stationen in München und Salzburg am bekannten Strasberg Seminar in New York. Für die Professorin zählt vor allem eins: „Kreativ sein.“ Und das sei ein Schauspieler nur, wenn er Risiken eingeht, sich erfindet, Regeln bricht und Fehler macht, so die Dozentin.

Abbrecher gibt es in Essen kaum. „Wer einmal drin ist, der bleibt“, sagt Marina Busse knapp. Ihn erwartet ein umfangreiches Programm. Sprech- und Stimmtraining, Ausbildung des Sprechgefühls, Improvisation und Spieltechniken. Dazu kommt die Körperarbeit. Nach vier Jahren steht die Diplomprüfung an.

Ihr Diplom an der Folkwang Uni macht bald die Berlinerin Elisabeth Wolle. Alles auszuprobieren, das war das, was Wolle während des Studiums am besten gefiel. Sie hat im Studium schon ihre Höhen und Tiefen erlebt. „Es ist schon eine harte Zeit, und serienmäßig trifft es fast jeden, dass er ein Tief durchmacht. Da ist man an einem Punkt, wo man nicht mehr weiß, was man will, aber das geht auch immer vorbei“, sagt die 26-Jährige.

Nach dem Abschluss beginnt die Wanderschaft zu schlechten Konditionen. „Die Absolventen starten mit 1650 Euro brutto. Nach vier Jahren bekommen sie dann rund 2000 Euro. Das ist die Realität, und die ist bitter“, so Marina Busse. Daher zieht es viele zum Fernsehen. Egal wie mäßig die Rollen dort sind. „Es wird dort gut gezahlt“, sagt Marina Busse.

Im Juni 2011 waren in Deutschland 1353 Schauspieler arbeitslos gemeldet. Im Vorjahr waren es noch 1962. Die Statistik beziehe sich nur auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und nicht auf die Freiberufler und Selbstständigen, erläutert Marion Rang von der Künstlervermittlung der Arbeitsagentur. Der Deutsche Bühnenverein als Arbeitgeberverband der Theater hat in Deutschland 2044 ständig beschäftige Schauspieler an Theatern registriert. Das ergab die jüngste Theaterstatistik aus dem Jahre 2009.

Michael Kamp aus Dortmund kennt den Lebensweg als Schauspieler. Elf Jahre spielte der 39-Jährige am Theater Dortmund. Nach einem Intendantenwechsel 2010 wurde er Freiberufler. „Das Ensemble wurde ausgetauscht“, so Kamp. Dennoch gibt es für ihn keinen anderen Beruf. „Ich würde es genauso wieder machen, nur würde ich gerne mehr fürs Fernsehen drehen.“