Pflegende Berufstätige sollten ihre Belastung hinterfragen
Bremen (dpa/tmn) - Die Pflege eines Angehörigen kostet viel Kraft. Kommt dann noch die Belastung aus dem Beruf hinzu, riskieren viele Menschen einen Burnout. Wie groß der Stress wirklich ist, merken sie oft erst zu spät.
Pflegen Berufstätige einen Angehörigen, reflektieren sie am besten regelmäßig ihre Situation. „Gut ist, sich ungefähr einmal im Vierteljahr hinzusetzen“, rät Carola Bury von der Arbeitnehmerkammer Bremen. Dabei ziehen sie idealerweise einen Freund oder eine andere vertraute Person hinzu. Zusammen sollten sie dann überlegen, ob sich die Belastung in den vergangenen Monaten erhöht und sich zum Beispiel die körperliche Verfassung des Pflegebedürftigen verschlechtert hat. Ist das der Fall, müssen Angehörige sich fragen, ob sie die Mehrbelastung noch selbst tragen können oder ob sie externe Hilfe brauchen. Hier wären die Pflegestützpunkte ein guter Ansprechpartner.
Häufig sei es so, dass pflegende Berufstätige es zu spät merken, wenn sie sich überanstrengen, sagt Bury. Viele gestehen sich die Überlastung erst ein, wenn sie kurz vor einem Zusammenbruch stehen. In dem Fall sehen Beschäftigte häufig nur noch den Ausweg, den Job aufzugeben. „Das erweist sich aber als Trugschluss“, sagt Bury. Zwar falle im ersten Moment die Belastung durch den Job weg. Trotzdem setze bei vielen rasch Unzufriedenheit ein, da sie den Beruf auch als Ausgleich zur Pflege erlebt haben. Bury rät dazu, früh zu prüfen, welche Möglichkeiten es auf betrieblicher Ebene gibt. Arbeitszeitregelungen und eine andere Arbeitsorganisation können Entlastung bringen. Spielräume gibt es in vielen Betrieben.
Besonders strikt sollten pflegende Berufstätige darauf achten, dass sie Urlaub machen und in dieser Zeit keine Pflege übernehmen müssen. Sie brauchten die Regenerationszeit noch dringender als andere Beschäftigte, erklärt Bury. Damit die Angehörigen in dieser Zeit versorgt sind, gebe es die Möglichkeit, bei der Pflegeversicherung zur Unterstützung eine Aushilfe zu bekommen.