Schlechte Berufschancen für Physiker mit Bachelor
Dresden (dpa) - Wer später als Physiker arbeiten möchte, darf zumindest beim Hochschulabschluss keine Experimente machen. Eine aktuelle Studie ergab: Der akademische Titel ist entscheidend für die späteren Berufsaussichten.
Angehende Physiker sollten sich gut überlegen, welchen Abschluss sie anstreben: Mit dem Bachelor sind die Berufsaussichten düster. Wer hingegen noch den Master macht oder ein Diplom in der Tasche hat, steht deutlich besser da. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) am Montag (14. März) auf ihrer Jahrestagung in Dresden vorstellte.
Demnach gaben 35,7 Prozent der befragten Unternehmen an, keinen Bedarf an Absolventen mit Bachelorabschluss zu haben. Bei weiteren 43 Prozent war er lediglich sehr gering. Die meisten (86 Prozent) beschäftigten erst gar keine Physiker mit Bachelor-Titel. Für die Studie wurden 28 Unternehmen befragt, die Physiker beschäftigen, sie ist nicht repräsentativ.
„Es wäre unverantwortlich unseren Studenten zu sagen: 'Mit dem Bachelor habt ihr gute Chancen in der Industrie'“, sagte DPG-Präsident Professor Wolfgang Sandner. Studenten riet er: „Wenn ihr Physik studiert, bereitet euch darauf vor, bis zum Master durchzuziehen.“ Nach Angaben der DPG verlassen derzeit rund 1000 Physiker mit einem Bachelor die deutschen Hochschulen. Insgesamt 3000 starten jährlich mit einem Master oder dem Diplom ins Berufsleben.
„Wir glauben, dass ein deutlicher Unterschied in der Qualifikation zwischen Bachelor und Master besteht“, sagte Sandner. „Und die Industrie sieht das offenbar genauso.“ Die meisten Unternehmen (64,3 Prozent) glaubten, dass Masterabsolventen einen Vorteil durch größere Fachkenntnis haben. Auch mit ihrem früheren Berufseinstieg konnten Physiker mit Bachelorabschluss nicht punkten: 78,6 Prozent der Unternehmen sahen darin keinen Vorteil.
An fehlendem Wissen über den Bachelor liegt dies nach Einschätzung der DPG aber nicht: 53,6 Prozent der Befragten gaben an, sich mit dem Abschluss genau auszukennen. Von „Halbwissen“ sprachen immerhin weitere 43 Prozent. Sandner wollte die Bologna-Reform mit der Umstrukturierung der Studiengänge nicht infrage stellen. „Wichtig ist es aber, dass ausreichend Studienplätze für das Masterstudium zur Verfügung gestellt werden.“