Hochschule Eberswalde: Grüner wird's nicht

Eberswalde (dpa) - Wer hier studiert, kann sich nicht in der Masse verstecken: Die Hochschule Eberswalde hat nur 1800 Studenten. Dafür gilt sie als „grünste Hochschule“ Deutschlands und bietet Studiengänge, die es anderswo nicht gibt.

Geheizt wird mit Holzhackschnitzeln aus märkischen Wäldern, sogar in den Waschräumen wird Müll getrennt. In der kleinen Mensa gibt es Bio-Kartoffeln. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH) heißt nicht nur so, sie meint es ernst mit den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Zur „grünsten Hochschule“ Deutschlands wurde sie 2009 gewählt, gemeinsam mit der Universität Witten/Herdecke.

Die Hochschule mit dem einzigartigen Profil im Barnim ist winzig: Gerade mal 1800 Studierende werden hier ausgebildet; auf jeden Platz kommen vier bis fünf Bewerbungen. Sprecherin Gabriele Mittag sagt: „Wir platzen aus allen Nähten!“ Ausdrücklich „grün“ sind nicht alle der 16 Studiengänge in den Fachbereichen „Wald und Umwelt“, „Landschaftsnutzung und Naturschutz“, „Holztechnik“ und „Wirtschaft“, aber eine Vorlesung zum Thema Nachhaltigkeit ist Pflicht für alle Studenten - auch für die im Fach Finanzmanagement.

Für eine Ost-Hochschule ist der Anteil an Studenten aus den alten Bundesländern außerordentlich hoch: Ein Drittel kommt aus dem Westen; ein Drittel aus dem Raum Berlin-Brandenburg, der Rest aus den neuen Bundesländern. Dennoch wirbt die Bildungsstätte um mehr Interesse bei Westlern.

Das „Grüne“ hat in Eberswalde Geschichte, seit 1830 die Königliche Forstakademie aus Berlin ins waldreiche Eberswalde verlegt wurde. Einer ihrer Direktoren, Alfred Möller (1860-1922), prägte mit seiner Vision vom „Dauerwald“ früh den Begriff Nachhaltigkeit. 1963 wurde der Lehrbetrieb von der DDR-Regierung aus politischen Gründen eingestellt. 1991 startete die Fachhochschule, jetzt Hochschule.

„Wir sind in der Provinz verankert, aber nicht provinziell“, betont Präsident Wilhelm-Günther Vahrson, der die Hochschule seit 1998 führt. Dass das kein Wunschdenken ist, belegen international besetzte Konferenzen auf dem Eberswalder Campus und studentische Forschungsvorhaben zum tropischen Regenwald oder dem Ökosystem der Mongolei.

Die jungen Leute schätzten vor allem den Praxisbezug, berichtet eine Studentin aus Süddeutschland, die „Ökolandbau und Vermarktung“ studiert. Sie hat bereits Praktika auf einem französischen Hof und in einer Schäferei in Nordfriesland absolviert. Das Fach sei „super“, findet sie. Allerdings fehlten im Bachelor-Studiengang Zeit für eigene Arbeit und die intensive Beschäftigung mit Inhalten.

Die Absolventen kommen gut unter - in Umweltorganisationen, Naturparks oder im Umweltbundesamt. Merklich ist eine Neigung zum Gründen - zwei ehemalige Studenten betreiben beispielsweise einen Ruheforst, einer führt in Eberswalde einen großen Bioladen. Sogar Erfinder kommen von hier. So entwickelten zwei Studenten kürzlich ein Surfbrett aus Holz.