So funktioniert es: Den Studienplatz tauschen

Bonn/Berlin (dpa/tmn) - Keinen Platz an der Wunschuniversität bekommen? Dann müssen Schulabgänger nicht gleich vor Gericht ziehen, um sich einzuklagen. Sie können ihren Studienplatz auch mit anderen tauschen.

Einfach ist das nicht: Es gibt jede Menge Formalien zu beachten.

In Fächern wie Medizin oder Jura kann man sich den Studienort nicht einfach aussuchen. Viele müssen nehmen, was sie kriegen. Wer nicht den passenden Notenschnitt hat, muss dann eben nach Bielefeld statt nach Berlin gehen. Oder nach Magdeburg statt nach München. Mit einem Studienplatz zweiter Wahl müssen Hochschüler sich aber nicht auf Dauer abfinden. Sie können immer noch durch einen Tausch in ihre Lieblingsstadt oder an ihre Wunschuniversität kommen. Das ist in Bachelorzeiten aber schwieriger geworden. Denn die vielen neuen Spezialfächer sind miteinander nicht immer vergleichbar. Die wichtigsten Fragen und Antworten hierzu im Überblick:

Für wen ist ein Studienplatztausch etwas?

Ein Tausch sei zum Beispiel etwas für einen Studienanfänger, der in Köln abgewiesen, dafür aber in Düsseldorf angenommen wurde, erklärt Manfred Bähr vom Verein zur Förderung studentischer Belange in Bonn, der die Seite Studienplatztausch.de betreibt. Derjenige könne dann versuchen, einen Tauschpartner zu finden und so doch noch in seine Wunschstadt kommen. Bestenfalls klappt das so schnell, dass er keine Vorlesungen verpasst. Der Verein vermittle jedes Jahr 6000 bis 8000 Tausche. Die meisten Tauschwilligen seien in höheren Semestern. Viele Anfragen gebe es etwa aus Medizin, Jura und von Lehramtsstudenten.

Welche Tauscharten gibt es?

Es gibt zwei Arten: den einfachen Tausch und den Ringtausch. Bei der ersten Variante tauschen Student A und Student B zum Beispiel ihre Plätze in Hamburg und Köln. Bei der zweiten Weise sind drei oder mehr beteiligt: Student A geht etwa von Hamburg nach Hannover, Student B von Hannover nach Köln und Student C von Köln nach Hamburg.

Wie läuft ein Tausch ab?

Als Erstes müssen Studenten sich einen Tauschpartner suchen. Dazu biete sich ein Blick ins Internet oder auf die schwarzen Bretter in der Hochschule an, rät Bähr. Als Zweites wendet man sich an die beteiligten Hochschulen. Denn eine zentrale Anlaufstelle suchen Wechselwillige vergebens, wenn es um die Vorgaben und die Genehmigung geht. Sie sollten sich daher vorab über die geltenden Richtlinien genau bei den jeweiligen Universitätsverwaltungen erkundigen, rät das Wissenschaftsministerium von Nordrhein-Westfalen.

Als Drittes müssen die Kandidaten einen Antrag stellen. Hierfür sind Fristen zu beachten, die an einigen Hochschulen mit dem Vorlesungsbeginn enden. Am besten gehen Studenten persönlich mit den entsprechenden Belegen ins Studentensekretariat oder Zulassungsbüro, rät Bähr. „Das geht viel schneller als per Post.“ Außerdem ist das eine gute Gelegenheit, um den Tauschpartner persönlich zu treffen und letzte Absprachen zu treffen.

Welche Voraussetzungen gibt es?

Ein Tausch ist nur mit Einwilligung der beteiligten Hochschulen möglich, wie die Stiftung für Hochschulzulassung in Dortmund erläutert. Zunächst einmal müssen dabei alle Beteiligten einen Studienplatz haben. Studienbewerber können also erst tauschen, nachdem sie sich an einer Hochschule eingeschrieben haben. Außerdem geht ein Tausch nur im gleichen Fach, erklärt Bähr. „Das ist leider komplizierter geworden.“ Denn mit dem Bachelor sind immer mehr Spezialfächer entstanden. Wird an einer Uni noch Betriebswirtschaftslehre gelehrt, heißt das Fach anderswo „International Business“. „Wenn das vom Studienaufbau her verschieden ist, kann es sein, dass ein Tausch nicht möglich ist“, sagt Bähr.

Studenten im neuen Bologna-System können auch nicht mit Kommilitonen aus dem alten System tauschen. Bachelor und Diplom passen hierbei also nicht zusammen. Auch werde ein ähnlicher Stand im Studium erwartet, erklärt Bähr: Tauchkandidaten müssen im gleichen Fachsemester sein und vergleichbar viele Leistungen vorweisen können.