Wie werde ich...? Osteopath

Berlin/Dresden (dpa/tmn) - Lang und teuer ist die Ausbildung zum Osteopathen. Wer die Kunst der alternativen Medizin beherrschen möchte, muss den Körper als ganzheitliches System betrachten lernen. Das braucht Zeit.

Doch wer seine Sache gut macht, kann gut davon leben.

NBA-Star Dirk Nowitzki begibt sich regelmäßig in die Hände von Joachim Kaufmann, dem Osteopathen der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Auch Melanie Behringer aus der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft vertraut auf Osteopathie. Nun suchen nach den Sportlern auch immer mehr Normalbürger Osteopathen auf. Wer die alternative Medizin selbst praktizieren möchte, hat allerdings einen langen und teuren Ausbildungsweg vor sich. Und gesetzlich geschützt ist der Beruf nicht.

Das Prinzip der Osteopathie beruht darauf, fehlerhafte Abläufe in Körper und Seele zu finden und sie anschließend zu lösen. Dabei behandeln Osteopathen stets den ganzen Körper ihrer Patienten, indem sie allein mit den Händen sanften Druck auf das Gewebe ausüben. „Die Ursachen und Lösung von Beschwerden liegen oft nicht dort, wo es schmerzt“, sagt Marina Fuhrmann, Vorsitzende des Verbandes der Osteopathen Deutschland (VOD).

Wer Osteopath werden möchte, sollte bodenständig sein. „Man muss mit Menschen und ihren Emotionen umgehen können und darf keine Scheu haben, sie überall anzufassen“, berichtet die Kinder-Osteopathin Anja Kister von der Dresdner Epidaurus-Praxis, in der Osteopathie für Erwachsene und Kinder angeboten wird.

In Deutschland dürfen Mediziner und Heilpraktiker die Osteopathie frei ausüben, Physiotherapeuten und Masseure dagegen nur auf ärztliche Anordnung. Gesetzliche Krankenkassen zahlen die Leistung in der Regel nicht, private Kassen dagegen schon.

Zum Traumberuf Osteopath führen ganz unterschiedliche Ausbildungswege. Der VOD vermittelt Abiturienten an Schulen in München, Hamburg und Schlangenbad im Rheingau-Taunus-Kreis. Insgesamt können an bundesweit mehr als einem Dutzend Schulen berufsbegleitende Ausbildungslehrgänge gebucht werden. Adressen listet der VOD auf der Webseite auf.

Der akademische Weg öffnet sich für Osteopathen demnächst an der Hochschule Fresenius in Idstein bei Wiesbaden. Dort startet mit dem Wintersemester in Zusammenarbeit mit dem VOD ein Bachelor-Studiengang. Das College für Osteopathische Medizin in Nagold bietet Ärzten und Physiotherapeuten Bachelor- und Master- Studiengänge an. Die Osteopathieschule Deutschland in Hamburg schnürt schon seit einigen Jahren in Kooperation mit der Dresden International University an den Standorten Berlin, Hamburg, Bremen, Stuttgart, Köln und Nürnberg ein fünfjähriges Studium zum Bachelor und zum Master.

Volker Rings, Akademieleiter und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Osteopathische Medizin (DGOM), empfiehlt Interessenten den Weg über das Medizinstudium. „So ist man allem gegenüber offen und kann sich frühzeitig orientieren“. Die DGOM bieten an der eigenen Akademie eine Ausbildung über 780 Stunden für Mediziner. Daneben gibt es auch Kurse für Physiotherapeuten über 652 Stunden.

Bei den Patienten erfreut sich Osteopathie wachsender Beliebtheit. „Die Nachfrage ist enorm“, hat Anja Kister beobachtet. Die wirtschaftlichen Aussichten beschreibt Marina Fuhrmann als solide. Trotz durchschnittlicher Behandlungskosten zwischen rund 60 Euro und 150 Euro pro Stunde behandeln Osteopathen im Mittel 40 Patienten pro Woche. 5,6 Millionen Patienten kamen vergangenes Jahr. Und der Bedarf steigt, zeigt eine VOD-Hochrechnung.