Sport statt Pizza: Die andere Mittagspause
Hamburg (dpa/tmn) - Yoga, Tennis oder Party: Die Mittagspause muss nicht zwingend dem Essen und dem Plausch mit Kollegen dienen. Um den Akku wieder aufzuladen, gibt es Alternativen: von Bauch-Beine-Po bis zum Gottesdienst im Schnelldurchlauf.
Das Jägerschnitzel liegt wie ein Stein im Magen, und die Nudelpfanne war auch nicht so leicht wie angepriesen. So geht es vielen nach der Mittagspause. Es muss aber nicht immer das Kantinen-Menü oder der schnelle Imbiss um die Ecke sein. Einige Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern inzwischen an, in alternativen Auszeiten Energie zu tanken. Dabei nutzen sie die freien Minuten, um beim Yoga zur Ruhe zu kommen oder im Sportstudio Aggressionen abzubauen.
Bei Adidas treiben die Mitarbeiter schon seit vielen Jahren miteinander Sport. Auf verschiedenen Sportplätzen, in den Fitnessräumen und seit 2005 auch im hauseigenen Stadion kann jederzeit Sport getrieben werden. „Wer mag, kann seine Mittagspause dafür ausdehnen“, sagt Adidas-Sprecherin Simone Lendzian. Möglich mache das die flexible Vertrauensarbeitszeit. So treffen sich viele der Mitarbeiter um 12.00 Uhr nicht zum Essen in der Kantine, sondern beim Bauch-Beine-Po-Kurs oder in der Laufgruppe.
Das Unternehmen in Herzogenaurach ist kein Einzelfall. Auch andere große Firmen haben mittlerweile erkannt, dass aktive Auszeiten zwischendurch das Arbeitsklima und die Leistung der Angestellten steigern können. BMW bietet seinen Arbeitnehmern regelmäßig Yoga-Stunden und autogenes Training direkt im Büro oder in den Besprechungsräumen an. „Wir wollen unsere Mitarbeiter zu gesundem Verhalten animieren“, sagt Jochen Frey, Sprecher des Unternehmens.
Laut Sportwissenschaftler Ingo Froböse kann die richtige Dosis Sport in der Pause die Leistungsfähigkeit steigern. Bei Kindern habe man bereits herausgefunden, dass Bewegung zwischen den Unterrichtsstunden die Leistung um etwa 35 Prozent erhöht. „Körperliche Betätigung macht frisch und transportiert Sauerstoff in die Zellen“, sagt der Experte.
Ein völlig neues Konzept für die Nutzung der Mittagspause kommt aus Schweden. Hier wird bereits seit mehreren Jahren gefeiert und getanzt. Seit dem vergangenen Jahr gibt es die sogenannten „Lunch Beat Partys“ auch vereinzelt in deutschen Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg.
Besinnlicher geht es zur Mittagszeit in verschiedenen Kirchen des Landes zu. So werden Kurz-Gottesdienste angeboten, um sich eine Auszeit von der Arbeit zu gönnen. In der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi findet jeden Dienstag um 12.30 Uhr die „Mittagspause für die Seele“ statt. „Zwölf Minuten Ewigkeit“ heißt die tägliche Andacht um 13.00 Uhr in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Doch auch in kleineren Städten wie zum Beispiel Recklinghausen gibt es den Gottesdienst im Schnelldurchlauf.
Am Frankfurter Flughafen sorgt Pfarrerin Ulrike Johanns schon seit 15 Jahren für Besinnlichkeit in der Mittagszeit. Jeden Werktag lädt sie um 12.00 Uhr zu einer 15-minütigen Andacht ein, einmal im Monat zu einem halbstündigen Konzert. „Die Mittagszeit ist ein schöner Zeitpunkt für eine solche Unterbrechung. Man war bereits in der Unruhe des Tages und kann danach noch einmal neu starten“, sagt Johanns.
Gegen all diese Aktivitäten kann der Arbeitgeber übrigens nichts einwenden: Wer zwischen sechs bis neun Stunden am Tag arbeitet, dem steht eine Pause von mindestens 30 Minuten zu. Das legt Paragraf vier des Arbeitszeitgesetzes fest. Auf die Gestaltung der Pause kann der Arbeitgeber keinerlei Einfluss nehmen. Wichtig ist nur, dass der Arbeitnehmer die Pause nicht bewusst überzieht.