Uni-Bibliothek: Bücher suchen will gelernt sein
Hamburg (dpa/tmn) - In der Uni-Bibliothek das richtige Buch zu finden, ist eine Wissenschaft für sich. Denn es ist gar nicht so einfach, sich in den Datenbanken zurechtzufinden. Wer eine falsche Signatur bestellt, erhält statt Goethes Faust einen medizinischen Wälzer.
In einer öffentlichen Bücherei ist die Suche nach einem Werk recht einfach: Man geht die Regale ab, bis man beim richtigen Buchstaben oder Thema angekommen ist. In vielen wissenschaftlichen Bibliotheken ist das komplizierter. Denn dort müssen sich Studenten durch Datenbanken und Zettelkataloge wühlen.
„Eine Ausnahme ist der Lesesaal“, erklärt Marlene Grau, Sprecherin der Staats- und Universitätsbibliothek in Hamburg. Im Lesesaal stehen die Bücher wie in einer öffentlichen Bibliothek in Reih und Glied nach Fachgebieten wie Jura, Biologie oder Medizin sortiert. So können Studenten ein wenig schmökern und querbeet lesen.
Wer jedoch ein bestimmtes Werk sucht, nutzt besser gleich den Katalog der Bibliothek. Darin lässt sich zum einen nach dem Autor oder einem Titelstichwort suchen - in der Biologie etwa „Fliege“ oder „Insekt“. „Dann kann man hoffen, dass Bücher zum Thema das Stichwort im Titel enthalten“, sagt Grau.
Die andere Variante ist, nach einem Schlagwort zu suchen. Um das passende zu finden, kann man im Schlagwort-Index blättern. Oder man sucht nach einem bekannten Buch, das zum Thema passt. Dann kann man mit dessen Schlagwörtern weitersuchen. Der Vorteil: Bücher müssen dieses Schlagwort nicht im Titel enthalten. „Buchtitel wie 'Keine Angst vor Zahlen' oder 'Grundkurs Rechnen' findet man über die Schlagworte 'Mathematik' und 'Einführung', aber mit Stichworten eher nicht“, gibt Ulrich Hohoff ein Beispiel. Er leitet die Universitätsbibliothek in Augsburg.
Im Online-Katalog erfahren Studenten auch, ob das Buch verfügbar oder verliehen ist. Ist es gerade vergriffen, kann man es vormerken lassen, erklärt Monika Ziller, Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbands in Berlin. Dann werden Studenten benachrichtigt, wenn es zurückgegeben wurde.
Außerdem könnten Studenten virtuelle Fachbibliotheken nutzen, erklärt Grau. Um das Thema Slavistik kümmert sich etwa die Staatsbibliothek in Berlin. Auf der Internetseite kann man über Suchbegriffe alle elektronischen Slavistik-Angebote wie Zeitschriften, E-Books oder Bibliografien durchforsten. Die virtuelle Fachbibliothek spuckt dann eine Titelliste aus. Bestenfalls können Studenten gleich auf einzelne Volltexte der Liste zugreifen. Oder sie müssen schauen, ob die eigene Bibliothek das gesuchte Werk hat.
Vor allem Zeitschriften sind oft online im Volltext abrufbar, aber auch Enzyklopädien. „Die sind auch aktueller als der Brockhaus von 1990, der zu Hause im Regal steht“, sagt Grau. Manchmal ließen sich die Texte aus Gründen des Urheberrechts aber nur auf den Rechnern auf dem Unicampus lesen, ergänzt Hohoff.
Findet man ein Buch nicht, ist der Grund dafür oft ein Fehler, der sich bei der Suche eingeschlichen hat. Das fängt bei der Rechtschreibung an: „Bibliothekskataloge verfügen über keine fehlertolerante Suche wie Google“, erklärt Ziller.
„Ein häufiger Fehler ist auch, bei Google nach Büchern zu suchen“, sagt Grau. Die Suchmaschine enthält keine Bibliotheksdaten. Außerdem sollten Studenten darauf achten, ob sie nach einem Zeitschriften-Artikel oder einer Monografie suchen. Benötigt man einen Aufsatz, muss man nach dem Titel der Zeitschrift und nicht nach dem Titel des Artikels suchen. Wichtig ist auch, den Suchschlüssel zu beachten. Wer nach dem Autor Goethe sucht, aber das Wort in der Titelsuche eingibt, bekommt andere Treffermengen.
Studenten sollten die Suche auch nicht zu sehr eingrenzen. „Dann findet man nichts“, warnt Grau. Andererseits darf man auch nicht zu allgemein suchen. Wer nach einem Buch zur deutschen Geschichte sucht, bekommt bei der Eingabe von „deutsche Geschichte“ Tausende Treffer. „Da muss man den richtigen Suchschlüssel auswählen“, erklärt Grau. Wer im Feld „Titelanfänge“ etwa „deutsche Geschichte“ eingibt, finde alle Titel mit diesen Wörtern in genau dieser Reihenfolge. Er lande also nicht beim Buch „Deutsche Naturlyrik: ihre Geschichte in Einzelanalysen“. „Das ist bei weit gefassten Begriffen sehr wichtig.“