Wie werde ich ...? Archäologe
Tübingen (dpa/tmn) - Ganz so abenteuerlich wie bei „Indiana Jones“ ist die Arbeit von Archäologen vielleicht nicht. Es gibt für sie aber immer noch etwas zu entdecken - bei Grabungen oder hinter dem Schreibtisch.
Allerdings sind die Berufsaussichten nicht gerade rosig.
Über das antike Troja, die ägyptischen Pyramiden oder die Varusschlacht ist schon viel geforscht worden - sie geben Archäologen aber weiter Rätsel auf. Die Zeiten der spektakulären Entdeckungen, wie es sie im 19. und 20. Jahrhundert gegeben hat, mag zwar vorbei sein. Dennoch bietet der Beruf nach wie vor spannende Einblicke in die Vergangenheit. „Es gibt immer wieder große Entdeckungen, selbst in Ägypten werden noch neue Gräber entdeckt“, sagt Agnes Henning vom Deutschen Archäologen-Verband in Tübingen. Allerdings ist ein Archäologe in der Regel höchstens zwei Monate im Jahr im Ausland und gräbt. Den Rest der Zeit verbringt er in der Bibliothek oder hinter dem Schreibtisch.
Die meiste Zeit gehen Archäologen also auf Spurensuche, indem sie Tonscherben und ähnliche Funde unter die Lupe nehmen. Das verlangt ein großes Verantwortungsgefühl im Umgang mit den Objekten und ein großes Durchhaltevermögen, sagt Regina Smolnik vom Verband der Landesarchäologen in Dresden. Daneben gehört Spaß an der Arbeit im Freien zum Beruf. „Die Erforschung archäologischer Quellen, vor allem die Ausgrabung, ist überaus spannend, aber auch sehr harte Arbeit bei Schmutz, Wind und Wetter.“
Wenn bei Bauarbeiten historische Relikte gefunden werden, müssen Archäologen schnell sein. Denn bei „Notgrabungen“ müssen Funde unter Zeitdruck geborgen werden. Sie müssen daher bereit sein, auch mal mehr zu arbeiten, erläutert die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg. Zudem sollten sie körperlich fit sein. Denn bei Grabungen arbeiten sie viel gebückt, hockend oder kniend.
Dass die harte Arbeit mit aufsehenerregenden Entdeckungen gekrönt wird, ist äußerst selten. „Richtige Archäologie hat nur wenig mit Schätzen, Gold und herausragenden Kunstobjekten zu tun“, sagt Smolnik. „Auch wenn diese Dinge ab und zu gefunden werden und dann natürlich auch Archäologen nicht unberührt lassen.“ Wer also gerne berühmte Kunst und Kulturschätze bewundert, ist im Museum besser aufgehoben als in einer Ausgrabungsstätte.
Die Arbeit eines Archäologen hat sich mit der Zeit kaum verändert. „Die Aufgaben bestehen im Erkennen, Dokumentieren und Erforschen archäologischer Denkmäler und der damit verbundenen Kulturerscheinungen“, erklärt Smolnik. Dazu gehört es auch, Denkmäler zu pflegen. „Nicht nur Ausgraben, sondern vor allem Schützen ist das Ziel.“ Und nicht zuletzt gehört zu dem Beruf auch die Präsentation der Funde in Museen.
In den Ämtern für archäologische Denkmalpflege und in Museen können Archäologen oft direkt am Objekt forschen, erläutert Smolnik. Im Wissenschaftsbetrieb an Hochschulen besteht die Arbeit daraus, neue Erkenntnisse in die Diskussion einzubringen, übergreifende Untersuchungen zu erstellen und den Nachwuchs auszubilden.
Oft landen Hochschulabsolventen in dem Fach aber in ganz anderen Bereichen. „Die meisten, die Archäologie studiert haben, sind nicht als Archäologen tätig“, hat Agnes Henning beobachtet. Nach BA-Angaben kommen auch Verlage und Reiseveranstalter als Arbeitgeber infrage. Obwohl es also zahlreiche Betätigungsfelder für Archäologen gibt, sind die Jobaussichten nicht wirklich berauschend. Relativ wenigen Stellen steht eine vergleichsweise hohe Zahl an Absolventen gegenüber, gibt Smolnik zu bedenken. Entsprechend hoch sind die Anforderungen. Häufig wird ein Doktortitel bei der Einstellung verlangt.
Viele der Stellen etwa in der archäologischen Denkmalspflege sind zudem nur befristet, fügt Smolnik hinzu. Auch in den großen Museen gibt es neben wenigen Festangestellten oft nur projektbezogene Tätigkeiten bei der Vorbereitung von Sonderausstellungen.
Auch der Weg durchs Studium ist nicht ohne. „Die Archäologie gliedert sich in zahlreiche Wissenschaften auf, die in eigenen Studienfächern gelehrt werden“, erklärt Smolnik. Die Palette reicht von der Ägyptologie über die Altamerikanistik bis zur europäischen Frühgeschichte. Fremdsprachen sind dabei sehr wichtig - Latein und Altgriechisch etwa. „Je nachdem, was man studiert, muss man die Sprachen der jeweiligen Kultur erlernen. Und das kostet Kraft“, warnt Agnes Henning.