Sexuelle Vielfalt im Beruf Was beim Coming-out im Job wichtig ist

Berlin (dpa/tmn) - Vor einem Coming-out sollte sich heute eigentlich niemand mehr fürchten müssen. Doch im Job gelten zumindest gefühlt oftmals andere Regeln. Wichtige Fragen und Antworten zum Thema.

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Was spricht für ein Coming-out im Job?

„Heterosexuelle outen sich im Job ja auch ständig“, sagt der Sprecher des Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), Markus Ulrich. Das könne mit Fotos des Partners auf dem Schreibtisch passieren oder Geschichten über den Urlaub. „Über Partnerschaft im Beruf zu reden, ist häufig Teil des Smalltalks im Büro.“ Darüber nicht zu reden oder sich ständig Geschichten auszudenken, sei ein hoher Energieaufwand. Und da der Arbeitsplatz ein Ort ist, an dem Berufstätige sehr viel Zeit verbringen, sollten sie sich dort auch wohl und akzeptiert fühlen.

Was spricht dagegen?

Eigentlich erstmal nicht so viel. Einer aktuellen Studie der Antidiskriminierungsstelle zufolge hat nur eine Minderheit der Befragten nach eigenem Bekunden ein Problem mit einer lesbischen Kollegin oder einem schwulen Kollegen. „Wenn das Coming-out allerdings den Arbeitsplatz kosten kann, sollte ich das nicht tun“, sagt Michael Kauch. Er ist Vorsitzender des Völklinger Kreises, einem Zusammenschluss schwuler Führungskräfte in Deutschland. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verbietet allerdings Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität. „Bei einem kirchlichen Arbeitgeber kann die sexuelle Identität aber immer noch problematisch sein.“

Wie sollte man vorgehen?

Das hängt natürlich immer vom Unternehmen und dem Team ab. Sinnvoll ist es Kauch zufolge, aber mit dem Vorgesetzten zu reden. „Wenn es dann tatsächlich zu Diskriminierung kommt, kann man so sicherstellen, dass dann auch tatsächlich jemand hinter einem steht.“ Er weist darauf hin, dass sexuelle Vielfalt vor allem dann im Unternehmen wertgeschätzt wird, wenn von den Führungsebenen deutlich kommuniziert wird, dass Diskriminierung nicht akzeptiert wird. Viele große Unternehmen haben mittlerweile auch eine Abteilung für Diversity Management.

Gibt es Bereiche, in denen ein Coming-out schwieriger sein könnte?

Zum Beispiel für Trans- und Intersexuelle kann die Situation schwieriger sein als für Lesben oder Schwule. „Hier kann man schon sagen, dass es noch große Vorbehalte gibt“, sagt Ulrich vom LSVD. Auch in Berufsfeldern, in denen es sehr enge Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit gebe, kann es Probleme geben.