Wie werde ich ...? Maurer
Berlin (dpa/tmn) - Genauigkeit, Geschick und Kraft: Maurer müssen über viele Fähigkeiten verfügen. Bei klirrend kaltem Wetter stehen sie genauso auf der Baustelle wie bei brüllend heißem. Doch die Plackerei lohnt sich - jedenfalls finanziell.
Martin Kulig wird nicht müde zu betonen, dass jeder angehende Maurer ein Praktikum absolvieren sollte. Mindestens eines. „Ich plädiere sogar für zwei bis drei Praktika. Es sei denn, man hat eine klare Berufsvorstellung“, sagt der Bauexperte von der Handwerkskammer Dortmund. Denn die Aufgaben eines Maurers bestehen nicht allein darin, einen Stein auf den anderen zu stapeln. Die Arbeit der Fachleute ist vielseitiger, als viele junge Menschen glauben.
Maurer fertigen am Bau die Wände. Das ist die Aufgabe, die jeder kennt. Doch sie betonieren auch das Fundament und verlegen Estrich. Sie sanieren alte Häuser und montieren bei Fertighäusern die Bauteile. Darüber hinaus sind sie dafür zuständig, Baustellen einzurichten. Sie kümmern sich um den Umweltschutz auf der Baustelle und um die Aspekte Sicherheit und Gesundheitsschutz am Bau.
Die Fachleute sollten handwerklich geschickt sein und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen mitbringen. „Gute Kenntnisse in Mathematik sind wichtig, da ein Maurer zum Beispiel den Materialverbrauch berechnen können muss“, sagt Karin Kristiansson vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (BDI). Auch Grundkenntnisse in Physik sind notwendig. Denn die Fachkräfte müssen einschätzen, ob die Mauer hält.
Was viele vergessen: Maurer müssen oft sehr flexibel sein. Denn nicht selten arbeiten sie auf wechselnden Baustellen. Und nicht zuletzt brauchen Maurer Muskelkraft. „Selbst wenn es sicherlich viele ergonomische Hilfsmittel gibt, ist der Beruf eher für kräftige Auszubildende geeignet“, sagt Torben Padur vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).
Der Beruf des Maurers ist eine Männerdomäne. 2011 lag die Frauenquote einer Statistik des BIBB zufolge bei unter einem Prozent. Insgesamt gab es 9195 Auszubildende. „Auch wenn man nicht von einem Facharbeitermangel sprechen kann, sind die Perspektiven recht gut“, sagt Martin Kulig.
In jedem Fall dürfen die Handwerker nicht zimperlich sein: „Angehende Maurer sollten auf jeden Fall wetterfest sein. Sie sind allen Extremen ausgesetzt: Im Winter müssen sie teils bei eisigen Temperaturen im Freien arbeiten“, sagt Kulig. Im Sommer arbeiten sie zum Teil bei 30 Grad Celsius.
Die Ausbildung zum Maurer ist wie viele andere Berufe in der Bauwirtschaft seit einigen Jahren stufenweise geregelt. „Das kommt vor allem den schwächeren Auszubildenden zugute. Bei der regulären dreijährigen Ausbildung waren viele überfordert“, sagt Martin Kulig. „Die erste Stufe endet nach zwei Jahren und mündet in die staatlich anerkannten Ausbildungsberufe Hochbaufacharbeiter, Tiefbaufacharbeiter oder Ausbaufacharbeiter“, sagt Torben Padur.
Darin lernen die Auszubildenden zunächst Grundsätzliches. Es geht etwa darum, welche Werkzeuge und Baugeräte es gibt. Sie üben auch, Bauzeichnungen zu lesen. Sie lernen, einen Wandputz selbst herzustellen oder Zementstrich weiterzuverarbeiten.
Bewähren sich die Auszubildenden in den zwei Jahren, können sie sich im dritten spezialisieren. Hier erfahren die angehenden Maurer zum Beispiel, wie Wände, Ecken und Pfeiler hergestellt werden. Den theoretischen Teil der Ausbildung absolvieren die Lehrlinge in der Berufsschule.
Die Ausbildung kann theoretisch auch ohne Schulabschluss begonnen werden. Formale Voraussetzungen, um eine Ausbildung am Bau zu beginnen, gibt es nicht. „Die Betriebe erwarten bei einer Ausbildung zum Maurer aber in der Regel einen Hauptschulabschluss“, sagt Karin Kristiansson.
Die Verdienstmöglichkeiten als Maurer seien sowohl während der Ausbildung als auch danach „ganz gut“, sagt Martin Kulig. In den ersten beiden Ausbildungsjahren verdienen Auszubildende laut der Bundesagentur für Arbeit zwischen 548 bis 632 Euro, im zweiten sind es zwischen 752 bis 971 und im dritten zwischen 950 bis 1227 Euro. „Nach der Ausbildung bekommen Maurer einen Stundenlohn von etwa 15 Euro - als Einstiegsgehalt ist das für einen jungen Mann um die 20 Jahre schon eine Hausnummer“, sagt Kulig. Karin Kristiansson vom BDI hat festgestellt, dass sich die Entgelte in den letzten Jahren stetig gesteigert haben. „Ein Facharbeiter verdient nach einem Jahr Berufstätigkeit mindestens 2800 Euro im Westen und 2500 Euro im Osten.“