Wie werde ich...? Hauswirtschafter/in
Stuttgart (dpa/tmn) - Das bisschen Haushalt macht sich von allein? Von wegen! Wer in Kitas oder Krankenhäusern den Betrieb am Laufen halten will, braucht sogar eine dreijährige Ausbildung.
„Hättest Du nichts Besseres finden können?“ Diese Frage bekommt Roswitha Luisa Siegmann ab und an zu hören. Die 19-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin im Tagungszentrum Hohenheim, der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Nicht überall stößt sie auf Anerkennung, wenn sie erzählt, welchen Beruf sie erlernt. „Bei solchen Gesprächen muss ich mit Vorurteilen aufräumen“, erzählt die junge Frau: „Eine Hauswirtschafterin ist mitnichten einfach nur eine Putze und Köchin.“
Die Fachkräfte sind Organisationsprofis. Sie managen die Versorgung in sozialen Einrichtungen wie Altenheimen, Krankenhäusern oder Kindertagesstätten. Sie sind in Privathaushalten oder landwirtschaftlichen Betrieben im Einsatz. Von der Küche bis zur Wäscherei - Azubi Siegmann packt überall mit an.
Zu den Aufgaben von Hauswirtschaftern gehört es, Essenspläne zu erstellen und Einkaufslisten zu schreiben. Sie bereiten Mahlzeiten zu und richten sie altersgerecht an. Sie reinigen Räume und Textilien. In landwirtschaftlichen Betrieben kümmern sie sich zusätzlich um die Gartenpflege, verarbeiten und verkaufen Obst und Gemüse.
Bei ihrer Arbeit müssen sie Wirtschaftlichkeit, Hygiene und Umweltschutz beachten, sagt Ute Krützmann. Sie ist Vorsitzende des Berufsverbands Hauswirtschaft in Weinstadt in Baden-Württemberg. Auch sie bedauert das schlechte Image des Berufs. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist seit Jahren rückläufig.
Wer die Ausbildung machen will, muss keinen bestimmten Schulabschluss vorweisen können. Die Betriebe stellen überwiegend junge Leute mit Hauptschulabschluss ein. Von Bewerbern wird eine sorgfältige Arbeitsweise erwartet. So müssen sie etwa die Budgets verwalten.
„Wichtig ist auch eine gute Kommunikationsfähigkeit“, erläutert Claudia Forster-Bard. Sie ist die Vorsitzende des Bundesverbands Hauswirtschaftlicher Berufe. Die Fachkräfte arbeiten mit Kollegen aus der Pflege, Pädagogik und Haustechnik zusammen, sie verhandeln mit Lieferanten und Vertretern und betreuen Bewohner und Kunden.
„Eine gewisse Stressresistenz sollte man ebenfalls haben“, ergänzt Azubi Siegmann. Steht an ihrem Arbeitsplatz beispielsweise die Essensausgabe an, muss es schnell gehen.
Jugendliche lernen häufig im Betrieb und in der Berufsschule. Aber auch eine rein schulische Ausbildung ist möglich. Die Ausbildungsvergütung liegt im ersten Ausbildungsjahr nach BIBB-Angaben zwischen 580 und 603 Euro, im zweiten zwischen 625 und 651 und im dritten zwischen 684 und 707 Euro. Nach der Ausbildung könnten Einsteiger zwischen 1500 und 2000 Euro brutto verdienen.
Azubi Roswitha Luisa Siegmann hat diverse Praktika absolviert, bevor sie sich entschied, den Beruf von der Pike auf zu lernen. „Ich habe in einem Tierheim gearbeitet und in einem Blumengeschäft“, erzählt sie. Der Funke sprang jedoch erst über, als sie in einem Altenheim Einblicke in die Tätigkeit einer Hauswirtschafterin gewann. „Ich merkte, dass es mir liegt, Menschen zu versorgen.“