Wie werde ich...? Müllmann
Berlin (dpa/tmn) - Sie leeren schwere Abfallcontainer und müssen bei jedem Wetter auf die Straße: Müllmänner arbeiten hart, um Städte und Dörfer sauber zu halten. Trotzdem sind Beschimpfungen nicht außergewöhnlich.
Dennoch sind Jobs als Müllmann begehrt.
Morgens um sechs klingelt in vielen Haushalten gerade einmal der Wecker. Auf dem Betriebshof der städtischen Müllabfuhr in Berlin herrscht dann schon Hochbetrieb. In Reih und Glied stehen dort im Morgennebel die großen orangen Fahrzeuge bereit. Hunderte Müllmänner holen ihre Fahrzeugpapiere ab. Unter ihnen ist auch Uwe Juchem. Seine beiden Kollegen und er werden das Müllauto in den nächsten Stunden zweimal füllen: 260 Behälter sind auf der Tour zu leeren. „Kann schon stressig werden“, sagt Juchem.
Ursprünglich hat der 49-Jährige als Kfz-Mechaniker gearbeitet und ist ein paar Jahre LKW gefahren. 1990 kam er als Müllmann zur Berliner Stadtreinigung (BSR). Juchem ist nicht besonders groß. Die Statur sei für den Job aber gar nicht so wichtig, erzählt sein Chef Ralf Ränker. Er leitet einen von vier Betriebshöfen in Berlin und ist für mehr als 300 Müllmänner zuständig.
Ränker achtet bei Vorstellungsgesprächen vor allem darauf, ob die Kandidaten teamfähig und belastbar sind. „Schließlich müssen sie sich von Anwohnern und genervten Autofahrern mitunter einiges anhören.“ Gut sei es für angehende Müllmänner, wenn sie einen LKW fahren können. Zu ihren Aufgaben gehört es nicht nur, die Mülltonnen auszuleeren. Sie wechseln sich auch häufig mit ihren Teamkollegen dabei ab, die Müllfahrzeuge zu steuern. „Leute mit LKW-Führerschein haben deshalb besonders gute Chancen“, erklärt Ränker.
Eine klassische Ausbildung zum Müllmann gibt es nicht. Die meisten sind Quereinsteiger. Außerdem bilden viele Entsorgungsunternehmen innerhalb von drei Jahren Berufskraftfahrer aus, die später in der Abfallentsorgung tätig sind. Wer gleich nach der Schule in die Müllwirtschaft einsteigen will, kann eine Ausbildung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft machen. Die Lehrlinge lernen Recyclingprozesse kennen, sortieren Abfälle und arbeiten mit Anlagen, die Müll trennen oder verbrennen. Müll einzusammeln und zu transportieren, gehört aber nicht zu ihren Aufgaben.
Sebastian Böttcher wollte die Stelle als Müllmann bei der BSR unbedingt haben. Der heute 30-Jährige bewarb sich etliche Male, bevor er zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Heute fährt er täglich im Team von Juchem seine Route. „Anfangs hatte ich noch Muskelkater, mittlerweile hat sich das gelegt“, erzählt er.
Wer als Müllmann angelernt wird, bekommt nicht nur eine Einweisung in die Arbeitsabläufe. „Wichtig ist auch die Sicherheit und der Gesundheitsschutz. Müllmänner müssen verantwortungsbewusst handeln“, sagt Frank Haindl. Er ist Personalchef bei der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH.
Die Bezahlung richtet sich dabei nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Je nachdem, wie lange ein Mitarbeiter schon im Unternehmen angestellt ist, steigen die Bezüge. Außerdem gibt es laut Haindl für besonders schwierige Touren Zuschläge. Wer nur als Mülllader mitfährt, verdient als Neueinsteiger 1900 Euro brutto.
Auch Gerald Kantler weiß an seinem Job vieles zu schätzen. Der 39-Jährige ist Vorarbeiter beim Abfallwirtschaftsbetrieb München. Ihm gefallen vor allem die Arbeitszeiten, die zwar früh beginnen, aber schon am Nachmittag enden. Ärgerlich wird es für Kantler, wenn ungeduldige Autofahrer kein Verständnis für haltende Müllautos in der Straße haben - doch das gehört zum Geschäft.