Wie werde ich...? Schaffner/in
Dortmund (dpa/tmn) - Natürlich hat Moritz Zacke als Schaffner keine Zeit, dauernd aus dem Fenster zu gucken. Sein Augenmerk gilt den Gästen. Aber eine Lieblingsstrecke hat er trotzdem: „Von Köln in Richtung Mainz, das Mittelrheintal entlang, ist es wirklich schön“, sagt der 20-Jährige aus Dortmund.
Zacke ist Zugbegleiter bei der Deutschen Bahn (DB). Er ist im Fernverkehr tätig, fährt an Bord von ICE und Intercity quer durch Deutschland.
Egal ob die Bahn pünktlich kommt oder nicht: Zugbegleiter sind immer an Bord der Züge. Sie kontrollieren nicht nur Fahrkarten. Sie machen auch den Service und achten auf die Sauberkeit in den Waggons. Bei Verspätungen und schlecht gelaunten Fahrgästen ist außerdem ein kühler Kopf gefragt.
Die Bahn fährt zu allen Tageszeiten, mitunter auch in der Nacht. Entsprechend müssen Zugbegleiter bereit sein, Schicht zu arbeiten. Zackes Arbeitszeiten variieren zwischen sechs und zehn Stunden. Schichtdienst nach Fahrplan - denn ohne ihn und seine Kollegen rollen keine Züge aus den Bahnhöfen.
Manchmal übernachtet Zacke auch in anderen Städten. Das ist je nach Einsatzstelle etwa einmal pro Woche der Fall, erläutert Simon von Bartenwerffer. Er arbeitet bei der Deutschen Bahn als Personalreferent. Anders ist es im Regionalverkehr: „Dort schlafen unsere Zugbegleiter in der Regel im eigenen Bett.“
Wer den Beruf ausüben will, braucht Flexibilität und Bereitschaft zum Schichtdienst. Außerdem darf man nicht auf den Mund gefallen sein. Schließlich sind Schaffner den ganzen Tag über mit den Fahrgästen in Kontakt. Auch gute Englisch-Kenntnisse sind Pflicht, erzählt Anke Kock vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).
Angehende Zugbegleiter machen in der Regel eine Ausbildung zum Kaufmann für Verkehrsservice. Darin beschäftigen sie sich mit Themen wie Rechnungswesen, Marketing und Personalwesen. Sie können zwischen zwei Ausbildungsschwerpunkten wählen: Verkauf und Service sowie Sicherheit und Service. Beim Verkauf geht es um den Vertrieb von Produkten sowie um das Marketing. Auch eine Sprechausbildung gehört dazu, erklärt Sascha Sandner. Er ist Ausbildungsberater bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main. Auszubildende trainieren zum Beispiel, vor größeren Gruppen zu sprechen und Durchsagen - wie Verspätungen - durchzugeben.
Im Bereich Sicherheit stehen Themen wie Videoüberwachung und Unfallprävention auf Bahnhöfen im Vordergrund. Es geht zum Beispiel darum, was im Umgang mit größeren Personengruppen zu beachten ist, erläutert Sandner.
Moritz Zacke hat seine Lehre in einem der DB-Reisezentren gemacht. Dort lag der Fokus auf den Bereichen Ticketverkauf und Beratung. Nach der Ausbildung absolvierte er dann drei Monate lang eine Schulung zum Zugbegleiter. Das System sei durchlässig, sagt DB-Personaler von Bartenwerffer. Umgekehrt könnten Azubis, die ihre Lehre mit Schwerpunkt Zugbegleitung gemacht haben, ins Reisezentrum oder an die Infoschalter in den Bahnhöfen wechseln.
Unter den Zehntausenden, die täglich mit Zügen fahren, gibt es gelegentlich Leute, die Probleme machen, wie Alkoholisierte oder Schwarzfahrer. „In solchen Fällen braucht man Fingerspitzengefühl“, erzählt Zacke. Auf den Kunden eingehen und freundlich bleiben, ist dann die Devise. In speziellen Konfliktmanagement-Seminaren lernen angehende Zugbegleiter das richtige Verhalten in brenzligen Situationen.
Die Ausbildung ist auf drei Jahre ausgelegt, kann je nach Schulabschluss aber auf bis zu zwei Jahre verkürzt werden. Laut Kock haben knapp zwei Drittel der Azubis die mittlere Reife, gut jeder Vierte hat Abitur oder Fachabitur. Je nach Lehrjahr und Ausbildungsort bekommen angehende Kaufleute für Verkehrsservice laut BIBB zwischen 669 und 825 Euro pro Monat Vergütung. Neben der Deutschen Bahn bilden etwa die regional ansässigen Stadtverkehrsgesellschaften in dem Beruf aus.
Zugbegleiter verdienen nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zwischen 1900 und 2200 Euro brutto. Bei der DB liegt das durchschnittliche Jahresgehalt von Zugbegleitern laut Unternehmensangaben bei 32 000 bis 42 000 Euro brutto, inklusive aller Zulagen.
Wer die Ausbildung macht, kann übrigens nicht nur im Zug oder am Bahnhof arbeiten. Auch in Busunternehmen, Reisebüros oder am Flughafen finden Kaufleute für Verkehrsservice Jobs. Mit Fortbildungen - etwa zum Betriebswirt für Verkehr und Logistik, Fachwirt für Personenverkehr und Mobilität oder Fachwirt für Bahnbetrieb - kann man in seiner Firma aufsteigen und mittlere Führungspositionen übernehmen.