Wie werde ich...? Steinmetz
Wiesbaden (dpa/tmn) - Ein Stück Marmor in Form zu bringen, ist Schwerstarbeit. Steinmetze müssen deshalb nicht nur gut zeichnen, sondern auch zupacken können. Doch die Plackerei lohnt sich. Nicht selten überdauern ihre Arbeiten ganze Generationen.
Fußböden, Fensterbänke oder Treppen: Steinmetze verarbeiten Steine zu den unterschiedlichsten Produkten. Grabsteine herzustellen, gehört ebenso zu ihren Aufgaben, wie Fassaden und Denkmäler zu restaurieren. Die Fachkräfte, die auch Steinbildhauer genannt werden, sind sehr vielfältig einsetzbar.
Ob auf Friedhöfen, Baustellen oder Werkhöfen: Steinmetze arbeiten viel an der frischen Luft. „Kräftig zupacken können muss man schon. Im Umgang mit den Steinen ist auch viel Muskelarbeit gefragt“, sagt Andreas Broszeit. Der 38-Jährige ist seit seinem 16. Lebensjahr als Steinmetz aktiv und betreibt im brandenburgischen Oranienburg einen Meisterbetrieb.
Marmor, Schiefer und Granit - das sind einige wichtige Arbeitsmaterialien von Steinmetzen. Darüber hinaus bearbeiten sie auch künstliche Steine wie Terrazzo - per Hand oder mit Spezialmaschinen. So entstehen zum Beispiel Gartenskulpturen.
Wer sich für den Beruf interessiert, muss kreativ sein - nicht immer haben Kunden konkrete Vorstellungen. Die Aufgabe des Steinmetzes ist es dann, gut zu beraten. Auch Sorgfalt wird in dem Beruf großgeschrieben, schließlich geht es darum, auf den Millimeter exakt nach Schablonen, Zeichnungen und Plänen zu arbeiten.
„Bewerber um einen Ausbildungsplatz im Steinmetzhandwerk haben in aller Regel mindestens einen Hauptschulabschluss, nicht selten aber auch Abitur“, sagt Nina Pörtner. Sie ist Geschäftsführerin beim Berufsbildungswerk des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks in Wiesbaden. Wer sich für den Beruf entscheidet, sollte gute Noten in Kunst und vor allem im Zeichnen haben. Auch mathematische Fähigkeiten sind gefragt, um etwa die Fläche eines Denkmals berechnen zu können.
Die Ausbildung dauert drei Jahre. Sie findet sowohl im Betrieb als auch an der Berufsschule statt. Der Unterricht in der Berufsschule sei sehr praxisorientiert, erläutert Pörtner. So gehe es etwa darum, eine Treppe herzustellen und zu versetzen oder ein Denkmal zu restaurieren. Nach dem zweiten Ausbildungsjahr spezialisieren sich die Lehrlinge. Jene, die die Fachrichtung Steinmetzarbeiten wählen, haben ihren Schwerpunkt mehr auf handwerklicher und bautechnischer Arbeit. Bei der Fachrichtung Steinbildhauerarbeiten steht die Arbeit im kreativ-gestalterischen Bereich im Vordergrund.
Die Vergütung der Lehrlinge ist tarifvertraglich geregelt. Sie unterscheiden sich nach Lehrjahren sowie nach Ost und West und liegen nach Angaben von Pörtner zwischen 450 und 680 Euro. Haben die Azubis die Gesellenprüfung bestanden, richtet sich ihre Bezahlung nach dem Tarifvertrag der einzelnen Bundesländer. Voraussetzung dafür ist, dass der Betrieb der Innung angehört. Im Durchschnitt verdient ein Steinmetz rund 2900 Euro brutto im Monat. Seit Oktober gilt außerdem ein Mindestlohn. Im Osten liegt er bei 10,16 Euro die Stunde, im Westen bei 11 Euro.
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt in Frankfurt am Main mahnt: Azubis sollten darauf achten, dass in Steinmetzbetrieben, die oft Zwei-Mann-Betriebe seien, genug für den Arbeits- und Gesundheitsschutz getan wird. „Da in den Betrieben viel Staub anfällt, muss es dort auch zum Schutz der Lungen gut funktionierende Absauganlagen geben“, erläutert IG-BAU-Vize Dietmar Schäfers.
Andreas Broszeit hat es bislang nicht bereut, den Beruf erlernt zu haben. „Das, was geschaffen wurde, hat Bestand, in aller Regel noch für die nächste Generation. Mindestens.“