Wie werde ich...? U-Bahn-Fahrer
Hamburg (dpa/tmn) - Teamarbeit - das ist inzwischen in vielen Jobs gefragt. Anders ist es bei U-Bahn-Fahrern. Sie müssen viel Zeit allein in der Fahrerkabine verbringen. Wen das nicht schreckt, der kann bei der Arbeit im Untergrund viel erleben.
Hans-Dieter Hauke sieht sich als ein kleines Rädchen in einem großen Uhrwerk. Schon seit über 30 Jahren beginnt er auf die Minute genau seinen Dienst bei der Hamburger Hochbahn AG, dem Betreiber der U-Bahn in der Hansestadt. So trägt er seinen Teil dazu bei, dass die Fahrgäste pünktlich ans Ziel kommen.
Wie viele andere U-Bahn-Fahrer ist auch Hauke Quereinsteiger und hat eine Ausbildung zum Schienenfahrzeugführer absolviert. Ursprünglich ist der heute 58-Jährige zur See gefahren, bevor er bei der Hochbahn AG anfing. „U-Bahn-Fahrer kommen aus allen Berufssparten“, erklärt Jens Wagner, der bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) als Leiter des Fahrdienstes für U-Bahn und Tram tätig ist.
Bei der Auswahl neuer U-Bahn-Fahrer achtet er weniger auf die Vorqualifikationen der Bewerber. Wichtiger sind ihm Flexibilität, gute Deutschkenntnisse und Spaß am Umgang mit anderen Menschen. Unbedingt sollten die Bewerber die Bereitschaft zur Schichtarbeit mitbringen.
Um die formalen Voraussetzungen zu erfüllen, müssen U-Bahn-Fahrer einen Führerschein der Klasse B besitzen und mindestens 21 Jahre alt sein. Die Ausbildung sei aber für alle gleich: Im theoretischen Unterricht werde die „Straßenverkehrsordnung“ für die U-Bahnen gepaukt, das Streckennetz studiert und der Umgang mit den Fahrgästen geübt. „Und natürlich trainieren wir auch die Ansagen, die es im Zug gibt“, berichtet Wagner.
Die Ausbildung zum Schienenfahrzeugführer bestehe aber nur zu einem Drittel aus Theorie. Der Rest sei Praxis. In München beginnt dieser Teil mit Übungen an einem Fahrsimulator: Hier können angehende U-Bahn-Fahrer schon einmal probieren, wie es sich anfühlt, mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde durch die unterirdischen Tunnel zu rauschen. „Neben der Bedienung des Fahrzeugs müssen sie natürlich auch lernen, mit Störungen umzugehen“, sagt Patrick Keil. Er ist Ausbilder bei der Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF).
Insgesamt dauert die Ausbildung zum U-Bahn-Fahrer in München dreieinhalb Monate. Laut Wagner sind die Einstiegschancen derzeit gut. Im nächsten Jahr will die MVG voraussichtlich 70 neue U-Bahn-Fahrer einstellen und ausbilden. Wer dann in den Dienst einsteigt, verdient in München mit Schichtzulagen etwa 2300 Euro im Monat.
Wer nicht als Quereinsteiger, sondern direkt den Berufsweg des U-Bahn-Fahrers einschlagen will, der kann eine duale Berufsausbildung zur „Fachkraft im Fahrbetrieb“ wählen. Alternativ ist es möglich, mit einer Ausbildung zum „ Eisenbahner im Betriebsdienst der Fachrichtung Lokführer und Transport“ in den Beruf des U-Bahn-Fahrers einzusteigen.
Obwohl die Arbeit der U-Bahn-Fahrer für Außenstehende erst einmal entspannt wirken mag, hält sie einige Herausforderungen bereit. Über die Jahre hat U-Bahn-Fahrer Hauke schon eine Menge skurrile Geschichten erlebt. Einmal geriet er mit einem Fahrgast in eine Diskussion und wurde von dessen Hund in den Hintern gebissen. Hauke musste für eine Tetanus-Spritze ins Krankenhaus.
Etwas könnte künftigen U-Bahn-Fahrern nachhaltig Probleme bereiten: das Alleinsein. Zwar müssen die Fachkräfte auch Fragen von Fahrgästen beantworten. Die meiste Zeit sind sie aber in ihrer Führerkabine. Mit ihren Kollegen haben sie nur selten Kontakt, weil diese oft einen anderen Schichtrhythmus haben. „Als U-Bahn-Fahrer darf einem das nichts ausmachen, sonst wird der Beruf zur Last“, meint Hauke.