Wie werde ich...? Werkzeugmechaniker
Ennepal (dpa/tmn) - Viele denken an Hammer, Schraubenzieher oder Kneifzange, wenn sie zum ersten Mal vom Beruf des Werkzeugmechanikers hören. Doch die Fachleute machen mehr als das: Sie sorgen etwa dafür, dass Kugelschreiber und Telefone tausendfach produziert werden.
Es sind die zarten und filigranen Arbeiten, die Martin Igras reizen. Der 23-Jährige macht in Dortmund eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker. In seinem Lehrbetrieb febi Bilstein stellt er Werkzeuge her, mit denen etwa Autoteile produziert werden. Eine anspruchsvolle Aufgabe: „Bei der Fertigung der Teile kommt es auf den tausendstel Millimeter an“, sagt er.
Erzählt er von seinem Beruf, kommt er ins Schwärmen: In der Schule habe er immer Mathe gemocht. Sein Wissen in diesem Fach sei nun in der Lehre sehr gefragt. Zudem seien die Berufsaussichten ausgesprochen gut. Erst nach einigem Nachdenken fällt ihm etwas Negatives ein: „Anstrengend ist eigentlich nur, dass man die ganze Zeit stehen muss.“
Trotz Abitur hat sich Igras gegen ein Studium und für eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker entschieden: „Ich wollte etwas Handfestes haben. Dass ich einen technischen Beruf lernen möchte, war mir schon früh klar.“
Mit seinem Abschluss dürfte Igras später auf dem Arbeitsmarkt keine Schwierigkeiten haben. „Die Berufschancen für Metallberufe sind prima“, sagt Horst Basilowski, Ausbildungsberater an der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Dortmund. In den kommenden Jahren drohe ein Fachkräftemangel.
Schon jetzt fehlen der Branche Frauen. Der Werkzeugmechaniker ist immer noch ein Männerberuf: Nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) waren in den vergangenen Jahren nur etwa fünf Prozent der Auszubildenden weiblich.
Die Arbeit der Fachleute ist vielseitig: Werkzeugmechaniker fertigen etwa Stanzwerkzeuge oder Spritzgussformen für die industrielle Serienproduktion. So entstehen zum Beispiel Gehäuse für Telefone oder Kugelschreiber. Auch chirurgische Instrumente wie Skalpelle, Pinzetten oder Scheren werden von Werkzeugmechanikern hergestellt. „Der Beruf ist für all diejenigen etwas, die gerne mit Metall präzise arbeiten wollen“, sagt Martin Igras.
Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben. Der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge werden zwar überwiegend Lehrlinge mit Realschulabschluss eingestellt. „Aber auch mit einem sehr guten Hauptschulabschluss hat man Chancen“, sagt Patrick Christmann vom Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF). Wichtig sei, dass die Schulabgänger technisches Interesse mitbringen. „Zudem sollte man fit in Mathe und Physik sein“, berichtet Martin Igras aus eigener Erfahrung. Gute Chemiekenntnisse könnten ebenfalls nicht schaden.
Werkzeugmechaniker machen eine duale Ausbildung: Den größten Teil der Zeit lernen sie in einem Betrieb. Aber auch der grauen Theorie müsse man gewachsen sein, bemerkt Ausbildungsleiter Horst Basilowski. In der Berufsschule beschäftigen sich die Lehrlinge zum Beispiel mit dem Bau der Maschinen, mit denen die Werkzeuge fabriziert werden. Sie lernen sie instand zu halten und sie zu warten.
Im ersten Lehrjahr steht - wie in allen Metallberufen - die Werkstoffbearbeitung im Mittelpunkt. „Harter Werkstoff muss dann von Hand zum Beispiel gefeilt oder geschnitten werden“, erklärt Basilowski. „So bekommt man ein gutes Gefühl für das Material und lernt die verschiedenen Werkstoffe kennen“, erläutert Martin Igras. Danach werde man langsam an die Maschinen herangeführt und lernt auch, sie zu programmieren. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr spezialisierten die Lehrlinge sich, sagt Basilowski. Spezialisierungen sind etwa im Bau der Gussformen oder im Stanzwerkzeugbau möglich.
Im Westen verdienten Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr dem BIBB zufolge im Schnitt 801 Euro, im Osten sind es 765 Euro. Das Gehalt im zweiten Lehrjahr liegt bei 845 Euro im Westen und 815 Euro im Osten. Im dritten Lehrjahr sind es 909 Euro im Westen und 872 Euro im Osten. Im letzten Ausbildungsjahr verdienen die angehenden Werkzeugmechaniker 918 Euro im Westen und 966 Euro im Osten. Das Einkommen nach der Ausbildung kann laut der Bundesagentur für Arbeit zwischen 2 500 und 2 800 Euro brutto betragen.
Eine Weiterbeschäftigung in seinem Ausbildungsbetrieb ist für Martin Igras derweil fast nur noch reine Formsache. Als ausgebildeter Werkzeugmechaniker ist er ein gefragter Mann. „Viele meiner Freunde, die studiert haben, stehen jetzt mit ihrem Bachelor da und suchen und suchen“, sagt Igras. Diese Situation bleibe ihm zum Glück erspart. Denn Fachleute wie er seien gesucht.