Auf der Karriereschiene - Jobs rund um die Bahn
Berlin (dpa/tmn) - Lokführer, Schaffner oder Gleisbauer: Fast jedem fallen diese Berufe ein, wenn es um Jobs rund um die Bahn geht. Dabei gibt es in diesem Bereich auch noch ganz andere Stellen - sogar Immobilienkaufleute werden gesucht.
„Die Fahrkarten, bitte!“ Und schon steht der Schaffner vor den Reisenden. Um die Schulter hängt das Gerät, in das die Online-Tickets eingelesen werden. Auf seinem Kopf sitzt die rote Mütze mit dem schwarzen Schirm. Dann beginnt im Waggon unter den Passagieren das eifrige Kramen. Der Job des Zugbegleiters ist vielen vertraut. Daneben gibt es jedoch noch viele weitere Berufe rund um den Eisenbahnverkehr - etwa in den Bahnhöfen und an den Gleisen. Darunter sind einige, die kaum einer mit dem Zugverkehr in Verbindung bringt.
Mehr als zwei Milliarden Fahrgäste befördern die Eisenbahnunternehmen jedes Jahr, so eine Statistik des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen. Den allergrößten Teil davon in Zügen der Deutschen Bahn. Allein im Inland sind im Unternehmen knapp 194 000 Mitarbeiter beschäftigt. Dazu stellt das Unternehmen dieses Jahr etwa 3700 neue Auszubildende ein, sagt Christof Beutgen von der Deutschen Bahn. Hinzu kommen Arbeitsplätze bei den Betreibern von Regionalbahnen, wie etwa die Abellio Rail NRW in Essen oder die Veolia Verkehrsgesellschaft in Leipzig.
Wer an Jobs rund ums Zugfahren denkt, kommt zunächst auf den Beruf des Lokführers. Die Ausbildung zum „Eisenbahner im Betriebsdienst“ dauert drei Jahre und ist dual angelegt. In der Berufsschule wird die Theorie vermittelt, im Betrieb folgen dann die praktischen Erfahrungen. Wer bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung hat, kann auch den Quereinstieg versuchen.
Insgesamt gebe es bei der Deutschen Bahn rund 25 Kernausbildungsberufe, erklärt Beutgen. Darüber hinaus sei aber eine Ausbildung in etwa 60 Berufsfeldern möglich. „Wir haben Kaufleute, wir haben IT-Berufe“, zählt er auf. Sogar eine Lehre als Koch sei möglich.
Der Klassiker im Personenverkehr ist die Arbeit als Zugbegleiter. Der Job ist nicht leicht. Immer wieder sind Konflikte zu meistern. „Ein Zug voll konkurrierender Fußballfans kann schon eine Herausforderung sein“, sagt Peter Werz von Abellio Rail NRW in Essen. Eine Deeskalationsschulung gehöre für die Lehrlinge dazu.
„Wir suchen Leute, die Erfahrung im Umgang mit Menschen haben“, sagt Jörg Puchmüller von der Veolia Verkehrsgesellschaft in Leipzig. Verantwortungsbewusstsein, Umgangsformen und Menschenkenntnis seien Grundvoraussetzungen.
Bei der Deutschen Bahn durchläuft das Zugpersonal die Ausbildung zu Kaufmännern und -frauen für Verkehrsservice. Außer in den Zügen arbeiten sie auch in den Reisezentren, an Informationsschaltern oder als Zugansager in den Bahnhöfen. Weniger bekannt ist, dass in Zügen auch Fachleute für Systemgastronomie ausbildet werden, die als Servicekräfte für das leibliche Wohl der Fahrgäste sorgen.
Hinter den Kulissen arbeiten Mechatroniker und Elektroniker für Betriebstechnik. „Die sind für die Instandhaltung unserer Züge verantwortlich“, sagt Werz. Auch das Schienennetz muss gewartet werden, was die Gleisbauer verantworten. Bei der Deutschen Bahn machen sie etwa eine Ausbildung zum Tiefbaufacharbeiter - eine Ausbildung, die auch für Quereinsteiger leicht zugänglich sei, so Beutgen.
Schließlich sind an den großen Bahnhöfen sogar Immobilienkaufleute gefragt. „Sie verantworten dort zum Beispiel das Flächenmanagement“, erläutert Beutgen. Das heißt, sie vermieten die Ladenlokale und sorgen dafür, dass die Reisenden alles finden, was sie vor oder nach der Reise brauchen.
Doch egal ob Lokführer, Zugführer, Gleisbauer oder Immobilienkaufmann: Die Jobaussichten sind in allen Berufen rund ums Zugfahren gut. So plant etwa die Deutsche Bahn, in den nächsten zehn Jahren 75 000 neue Mitarbeiter einzustellen. Denn der Altersschnitt im Unternehmen ist hoch. „Man hat bei der Bahn erkannt, dass es ein Demografie-Problem gibt“, hat Michael Klein von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Berlin beobachtet. Steuert das Unternehmen nicht gegen, können sonst in Zukunft wichtige Stellen nicht mehr besetzt werden.