Ratgeber Deutsche Robo Advisor haben 2017 erstmals über eine Milliarde Euro verwaltet
Die digitalen Finanzberater namens Robo Advisor werden hierzulande immer beliebter. Im Jahr 2017 haben die zehn größten Anbieter 1,2 Milliarden Euro verwaltet und damit erstmals die magische Milliardengrenze überschritten. Die Prognose für 2018 sieht mehr als eine Verdopplung vor. Bisher gibt es aber nur unzureichende Langzeiterfahrungen mit der Performance der auf Algorithmen basierenden Computeranlage.
Die Digitalisierung macht auch vor der Finanzbranche nicht Halt. Robo Advisor sind bereits seit einigen Jahren auf dem Vormarsch und laut Experten die Finanzberater der Zukunft. Wie das Kofferwort bereits vermuten lässt, handelt es sich dabei um automatisierte Finanzberater (wörtlich: Roboter-Berater). Programmierte Algorithmen übernehmen die klassische Dienstleistung des Vermögensberaters und suchen für den Anleger das optimale Portfolio. Darüber hinaus überwachen sie die Entwicklung der Anlage und nehmen bei Bedarf Anpassungen vor.
Im Jahr 2017 haben diese Robo Advisor erstmals die magische Grenze von einer Milliarde Euro Assets under Management (AuM) geknackt. Zu diesem Ergebnis kommt das Portal "Techfluence", das die Anlagesummen der einzelnen Robo Advisor geschätzt hat. Demnach kommen die zehn größten Anbieter auf über 1,2 Milliarden Euro.
Top 10 Robo Advisor verwalten über 1,2 Milliarden Euro
Platzhirsch unter den digitalen Vermögensverwaltern ist Scalable Capital, der allein die Hälfte der Gesamtsumme verwaltet. Das ist vor allem auch der Kooperation mit der ING-Diba zu verdanken. "Ich glaube, unsere Partnerschaft mit der ING-DiBa ist der Durchbruch für die automatisierte Geldanlage in Deutschland", sagt Erik Podzuweit selbstbewusst. Das Kapital stammt von über 15.000 Kunden, die immer älter werden. Auch reifere Anleger scheinen sich zunehmend für die computerbasierte Geldanlage zu interessieren. Das Durchschnittsalter bei Scalable Capital beträgt mittlerweile 50 Jahre. Pro Kunde werde im Schnitt 32.000 Euro angelegt.
1 | Scalable Capital | 600 Mio. Euro |
2 | LIQID (Quandt) | 175 Mio. Euro |
3 | Cominvest (Comdirect Bank) | 80 Mio. Euro |
4 | Quirion (Quirin Bank) | 75 Mio. Euro |
5 | Sutorbank (inkl. Growney) | 65 Mio. Euro |
6 | Whitebox | 60 Mio. Euro |
7 | Growney | 50 Mio. Euro |
8 | Easyfolio (Hauck & Aufhäuser) | 50 Mio. Euro |
9 | Fintego (Ebase, Comdirect) | 35 Mio. Euro |
10 | Investify | 35 Mio. Euro |
Den zweiten Platz belegt Liqid mit 175 Millionen Euro AuM, gefolgt von Cominvest, die zur Commerzbank-Tochter Comdirect gehört. Cominvest verwaltet derzeit 80 Millionen Euro. Zusammen mit den 35 Millionen Euro von Fintego, die zur Comdirect-Tochter Ebase gehört, kommt die Commerzbank auf über 100 Millionen Euro.
Experten rechnen 2018 mit drei Milliarden Euro AuM
Derzeit gibt es in Deutschland 41 Millionen Robo Advisor. Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl im Jahr 2018 deutlich erhöhen wird. "Techfluence" prognostiziert zudem, dass sich die Assets under Management der deutschen Robo Advisor 2018 auf rund drei Milliarden Euro steigern werden. Zu den guten Zahlen dürften vor allem die neu gestarteten Robos der Deutschen Bank (Robin) und der Volks- und Raiffeisenbanken (Visualvest) beitragen.
Trotz der beeindruckenden Zahlen stehen Robo Advisor noch ganz am Anfang. Viele Privatanaleger haben noch nie davon gehört, wissen den Begriff nicht zu interpretieren oder scheuen die digitale Anlage. Hauptargument der Kritiker ist, dass Robo Advisor eben keine Beratung bieten und strikt nach Algorithmus verfahren, ohne intensiv auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Ein Robo Advisor ist deshalb immer nur so gut wie seine Programmierung.
Auswahl des geeignete Robo Advisors gestaltet sich schwierig
Weil es sich um einen relativ neuen Dienst handelt, gibt es noch keine Langzeiterfahrungen, wie erfolgreich die digitalen Finanzberater wirklich sind. Das schreckt viele interessierte Kunden ab. Bei der Auswahl eines geeigneten Robos kann jedoch BrokerVergleich.de helfen. Das Online-Portal bietet den bisher einzigen Echtgeld-Test von deutschen Robo Advisorn an. Dafür wurden im Mai 2017 Depots bei elf verschiedenen Anbietern eröffnet und echtes Geld nach einem ausgewogenen Risikoprofil investiert. Eineinhalb Jahre nach Beginn des Tests haben sich neun Robo Advisor positiv entwickelt, zwei haben Verluste gemacht.
An der Spitze steht das Portfolio bei Growney, das zur Hälfte aus Aktien und zur anderen Hälfte aus Anleihen besteht. Es hat vom 1. Mai 2015 bis zum 30. November 2017 2,2 Prozent gewonnen. Auf dem zweiten Platz liegt Fintego mit 1,9 Prozent, dicht gefolgt von der SutorBank mit 1,7 Prozent. Whitebox und Scalable Capital bringen es auf jeweils nur 0,6 Prozent Rendite. Vaamo und Visualvest gehören mit -0,7 bzw. -0,8 Prozent zu den Verlierern.
Ähnlich wie bei Aktien sind Robo Advisor aber langfristig orientierte Geldanlagen, so dass aufgrund des relativ kurzen Betrachtungszeitraums noch keine zuverlässigen Aussagen die Performance betreffend getroffen werden können. Die Zunahme der Anbieter wird den Wettbewerb 2018 aber sicher verschärfen.
So funktionieren Robo Advisor
Wer sich für die Geldanlage mit Robo Advisor interessiert, der sollte sich im Vorfeld genau über die Funktionsweise informieren. Am Anfang steht immer die Beantwortung eines ausführlichen Fragekatalogs durch den Anleger. Die Auswertung findet durch den Robo Advisor statt, der dem Kunden im Anschluss eine Anlagestrategie vorschlägt. Stimmt der Kunde zu, wird die Strategie an die Bank übermittelt, die ein Depot mit den entsprechenden Wertpapieren anlegt. Je nach Entwicklung werden die Papiere in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen ausgetauscht, immer mit dem Ziel, die beste Rendite zu erwirtschaften. Auf das Depot bei der Bank hat der Robo Advisor keinen direkten Zugriff.
Die Nutzung des digitalen Vermögensberaters ist bereits ab einer Anlagesumme von 500 Euro möglich. Wer Robo Advisor ausprobieren will, sollte mindestens fünf Jahre Zeit mitbringen. Für den Dienst und die Depotführung werden Gebühren fällig, die entweder direkt vom Anlageportfolio oder per Lastschrift eingezogen werden. Dem Kunden steht es frei, sein Portfolio jederzeit aufzulösen und Anlagegewinne mitzunehmen.