Alter und Strategien: Kinder das erste Mal allein lassen

Fürth (dpa/tmn) - Kurz einkaufen oder zu den Nachbarn: Irgendwann ist es so weit, und das Kind soll zum ersten Mal allein zu Hause bleiben. Doch wann können Eltern diesen Schritt gehen?

Alter und Strategien: Kinder das erste Mal allein lassen
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Wann Eltern ein Kind alleinlassen können, ist ganz unterschiedlich und von der persönlichen Entwicklung abhängig, sagt Maria Große Perdekamp. Sie ist Leiterin der Online-Beratung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Oft könnten Kinder schon im späten Kindergartenalter mal an einem Nachmittag allein bleiben. „Dann ist es wichtig, vorher Regeln zu vermitteln wie: die Tür nicht aufmachen und den Herd nicht einschalten“, sagt Große Perdekamp. Außerdem sollten Mutter oder Vater erreichbar sein und am besten erst mal nicht zu weit weg gehen.

Der Abend ist für viele Kinder emotionaler. Dann sollten sie am besten erst im späten Grundschulalter alleine zu Hause bleiben. Wichtig ist: Auf keinen Fall heimlich rausgehen, wenn das Kind schon schläft. Wacht es auf, sucht es die Eltern und wird vielleicht panisch. Stattdessen sollten Mütter und Väter das sehr kleinschrittig organisieren. So sollte das Kind wissen, wo die Eltern sind und wie sie zu erreichen sind. „Gut ist auch, die Situation vorher schon mal durchzuspielen und zu fragen: „Was denkst du, wie es dir dann geht?““, rät die Expertin.

Sagt ein Kind, dass es nicht alleine bleiben möchte, sollten Eltern überlegen, was die Gründe dafür sind. Manchmal machen sich Kinder beispielsweise Sorgen und entwickeln dann Trennungsängste. „Und in schwierigen Situationen, beispielsweise nach der Trennung der Eltern oder wenn Oma oder Opa gestorben sind, ist das Kind vielleicht nicht so stabil“, sagt Große Perdekamp. „Eltern sollten dann nicht zu streng oder fordernd sein, das normalisiert sich mit der Zeit wieder.“

Ältere Geschwister sind nicht immer ein Argument, die Kinder sorgenfrei alleinzulassen. „Gut geht es in der Regel mit einem Altersabstand von mindestens fünf Jahren“, meint Große Perdekamp. Die Kinder sollten besser nicht gemeinsam ohne Betreuung bleiben, wenn sie fast gleich alt oder Zwillinge sind und wenn sie dazu neigen, sich gegenseitig anzustacheln, Unsinn zu machen.