Studie Auch Kinder wohlhabender Eltern besuchen keine Kita
Berlin (dpa/tmn) - 94 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen in Deutschland gehen in eine Kita oder einen Kindergarten. Mit Blick auf die übrigen 6 Prozent vermuten viele Experten, dass es sich dabei vor allem um Kinder aus einkommensschwachen Haushalten handelt.
Doch eine Studie zeigt etwas anderes.
Auch Eltern mit hohem Einkommen und solche mit höheren Bildungsabschlüssen betreuen ihre Kinder zu Hause oder nutzen andere Betreuungsangebote wie Eltern-Kind-Gruppen. Das fand die Studie des DIW Berlin heraus.
Die Forscher können belegen, dass es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Haushaltseinkommen und Kitanutzung gibt: Über alle Einkommensbereiche hinweg gibt es also Kinder, die keine Kita besuchen. Auch signifikante Stadt-Land-Unterscheide lassen sich nicht feststellen: Kinder, die keine Kita besuchen, kommen etwa gleich häufig wie Kita-Kinder aus kleinen, mittleren oder großen Kommunen.
Jedes sechste Kind, das keine Kita besucht, nimmt laut der Studie an Eltern-Kind-Gruppen teil. Unter den Kitakindern trifft das nur auf 2 Prozent zu. An sportlichen, künstlerischen oder musikalischen Aktivitäten nehmen hingegen häufiger Kitakinder teil. Auffallend ist, dass Mütter und Väter von Nicht-Kitakindern nicht unzufriedener mit den vorhandenen Möglichkeiten der Betreuung sind als andere Eltern. Das deutet drauf hin, dass es meist eine bewusste Entscheidung ist, das Kind nicht in einer Kita betreuen zu lassen.
Bei den Gründen, warum sie ihr Kind nicht in die Kita schicken, werden vor allem drei häufig genannt: Mütter sagen oft, dass sie sowieso zu Hause sind und die Betreuung übernehmen können. Zweitens möchten sie ihr Kind lieber selbst erziehen, und drittens halten sie das Kind für zu jung, um es in eine Einrichtung zu geben. Einige Nicht-Kitaeltern geben außerdem an, dass kein geeigneter Platz verfügbar sei - obwohl es seit 1996 einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab dem vierten Lebensjahr gibt.
Die Studie basiert auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und einer Zusatzstichprobe Familien in Deutschland (FiD).