Auch Trennung kann ein Erfolg sein - Was Paartherapie leistet
Duisburg (dpa/tmn) - Beziehungsprobleme haben viele Paare, professionelle Hilfe holen sich die wenigsten. Dabei kann eine Paartherapie viel Kummer ersparen. Sie ist fast immer sinnvoll, denn auch eine Trennung kann als Erfolg gewertet werden.
Ob gebrochenes Herz, lautes Streiten oder unerträgliches Schweigen: Probleme in der Partnerschaft oder Ehe sind immer belastend und können sogar krank machen. Halten sie dauerhaft an, ist es daher sinnvoll, einen Therapeuten oder Berater zu Hilfe zu holen - selbst dann, wenn keine Rettung mehr möglich scheint. „Auch eine Trennung kann als Therapieerfolg gewertet werden“, sagt Beate Ansen, psychologische Beraterin in Duisburg. Das oberste Ziel einer Paartherapie sei nämlich nicht zwangsläufig eine fortdauernde Beziehung, sondern die Zufriedenheit beider Partner.
Eine Zeit lang sollte das Paar versuchen, die Probleme selbst zu lösen, findet Roland Kopp-Wichmann. „Ein Paar muss Krisen überstehen können“, erläutert der Psychologe aus Heidelberg. Wenn jedoch alles nichts helfe, man das Gefühl habe, dass es so nicht mehr weiter gehen kann und beide sehr unzufrieden sind, dann sei der Gang zum Therapeuten immer sinnvoll, sagt Beate Ansen.
Die Voraussetzungen, aufgrund derer eine Therapie erfolgreich sein kann, hängen davon ab, was die Partner anstreben. Zunächst müsse das Problem zwischen beiden definiert werden, sagt Prof. Manfred Cierpka vom Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie der Universität Heidelberg. Gehe es nur um die größtmögliche Zufriedenheit aller Beteiligten, so reiche es aus, wenn beide Seiten etwas verändern wollen. „Dann kann man in der Therapie daran arbeiten, dass nicht alles, was war, rückwirkend zerstört wird, sondern dass die Trennung respektvoll abläuft“, erklärt Cierpka.
Für eine wahrhaftige und glückliche Partnerschaft dagegen sei Liebe eine Grundvoraussetzung. „Ob noch Liebeszauber vorhanden ist, kann der Therapeut schnell herausfinden, indem er mit beiden Partnern über die Zeit redet, in der sie sich kennengelernt haben.“ Je nachdem, wie das Paar darauf reagiert, sei erkennbar, ob noch Funken da sind oder nicht.
Wenn ein Paar nur wegen der gemeinsamen Kinder zusammenbleiben will und es schafft, freundschaftlich miteinander umzugehen, dann ist das laut Beate Ansen auch in Ordnung. „Dafür muss es nicht die große Liebe sein. Das Mindeste sind aber Respekt und Achtung voreinander.“
So verschieden die Probleme der jeweiligen Paare und so individuell die beteiligten Personen sind - in rund 80 Prozent der Fälle seien es die Frauen, die den Therapeuten als erste aufsuchten. „Sie wollen Probleme in der Regel nicht so lange verdrängen wie Männer und sind daher schneller bereit, Hilfe zu holen“, sagt Ansen.
Problematisch findet die psychologische Beraterin es nicht, wenn zunächst nur einer der Partner professionelle Hilfe sucht. „Oft reichen ein paar Einzelsitzungen sogar aus, um grundlegende Probleme zu beseitigen.“ Kommunikation sei hier das Stichwort.
Reicht das nicht aus, sei es notwendig, dass auch der andere Partner mit zum Therapeuten kommt. „Meist schafft es die Frau durch Tipps des Therapeuten, ihrem Mann begreiflich zu machen, wie wichtig die gemeinsame Therapie für sie ist“, sagt Cierpka. Schnell werde dann klar, in welche Richtung es gehe.
Dann könne die eigentliche Arbeit beginnen. „Die muss jeder für sich leisten, indem er sich mit sich selbst konfrontiert.“ Trotzdem sollte gemeinsam an den Problemen gearbeitet werden. Laut Roland Kopp-Wichmann ist das oft nicht leicht. „Die Partner müssen aktiv alte Muster durchbrechen, die sich teilweise über Jahre hinweg aufgebaut haben, um Erfolg zu haben.“