Ausbildung in der Nische - Arbeiten als Sargbauer
Bonn (dpa/tmn) - Wer mit Holz arbeiten möchte, denkt an Berufe wie Tischler oder Möbelbauer. Dabei gibt es einen alten Traditionsberuf, von dem viele gar nicht wissen, dass er existiert: Sargbauer.
„Es gibt etwa 30 Betriebe in Deutschland, die Särge herstellen“, sagt Siegfried von Lauvenberg vom Verband der Deutschen Zulieferindustrie für das Bestattungsgewerbe. In der Branche machen jedes Jahr rund ein Dutzend Azubis die Lehre. Sie absolvieren in der Regel die dreijährige Ausbildung zum Holzmechaniker.
Wer Holzmechaniker lernen will, braucht einen Hauptschulabschluss. Holzmechaniker arbeiten in der industriellen Holzverarbeitung - etwa für Küchenhersteller - oder eben Sargbauern. Sie steuern die Anlagen, mit denen die Produkte hergestellt werden. Wer sich dafür interessiert, sollte sich für technische Zeichnungen begeistern können und gerne mit computergesteuerten Maschinen arbeiten.
Der Sargbau ist allerdings eine Nische. Die Zahl der in Deutschland hergestellten Särge geht seit Jahren zurück. So wurden 2014 rund 123 000 Särge in Deutschland produziert. Zum Vergleich: 2000 waren es noch 400 000. „Es gab früher deutlich mehr Betriebe“, sagt von Lauvenberg. Viele Hersteller seien inzwischen vom Markt verschwunden. Inzwischen kommen viele Särge aus osteuropäischen Ländern, vor allem aus Polen. Diese sind für den Verbraucher häufig billiger. Auch die Zahl der Auszubildenden geht seit Jahren zurück.
Viele Familien seien heute nicht mehr bereit, in einen Sarg zu investieren, sagt von Lauvenberg. Früher wurde der Tote häufig aufgebahrt, die Familie und die Nachbarn nahmen Abschied. „An dem Sarg konnte man auch ablesen: Wie viel ist der Tote der Familie wert?“, erzählt von Lauvenberg. Heute gebe es diese Sterbekultur so vielerorts nicht mehr. In einen aufwendig gestalteten Sarg zu investieren, wollen viele nicht. Trotzdem: Wer sich jetzt dafür entscheidet, eine Ausbildung bei einem Sargbauern zu machen, sollte sich auch nicht zu große Sorgen machen: „Ich denke, wir haben nun den Tiefpunkt beim Schrumpfen der Branche erreicht. Das, was wir jetzt haben, bleibt.“