Blumenbouquet und Brez'n - Deko-Trends fürs Hochzeitsauto
Berlin (dpa/tmn) - Üppige Gestecke auf der Kühlerhaube, Blumengirlanden über das ganze Gefährt oder hinten angehängte leere Dosen - ein Hochzeitsauto soll aus dem Verkehrseinerlei herausstechen. Möglichkeiten dafür gibt es viele, doch nicht alles ist auch erlaubt.
Schleifen, Aufkleber, Ballons, Plastikgirlanden oder Blumengestecke - bei der Dekoration von Hochzeitsautos sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Doch wild wuchern lassen wollen es offenbar nur die wenigsten Paare. Das sagt jedenfalls Friederike Mauritz, Vorsitzende des Bundes deutscher Hochzeitsplaner. „Die meisten Heiratswilligen möchten einen roten Faden im Gesamtkonzept“, sagt sie. „Eine Farbe und Blumenart zieht sich dann durch die ganze Hochzeit.“ Die Dekoration des Autos, so Mauritz, werde in dieses Konzept eingebunden.
Zeitgenössische Fahrzeuge lassen die Paare oft mit klassischen Gestecken auf der Kühlerhaube dekorieren. „Hierbei nimmt man gern Blumen wie weiße Calla oder Rosen in Verbindung mit Grün“, erklärt Mauritz. „Bei Oldtimern sind es eher schöne Blumengirlanden, die sich an die besonderen Formen des Wagens anschmiegen.“
Das Thema „Vintage“ oder „Retro“ sei schon seit mehreren Jahren ein Trend. „Pastellfarben wie altrosa oder hellblau sind gefragt“, so Mauritz. „Stark im Kommen sind dabei auch alt - nicht welk! - aussehende Rosen und Karomuster.“ Andere Themen wie „Hollywood“ oder „Märchen“ kämen seltener vor, „Fantasy“ in letzter Zeit häufiger.
„Oft ist es eine Farbe oder Farbkombination, die das große Fest bis ins kleinste Detail bestimmt“, sagt die Expertin. „Grün/Weiß lässt gerade etwas nach, dafür stellen wir eine stärkere Nachfrage nach Braun und Lila fest.“ Pink sei ein Dauerbrenner. Wie natürlich auch Blumen, die seit jeher zu den meistbestellten Dekorationen für Hochzeitsautos und -kutschen gehören. „Dass sich manche Kunden auch für Kunststoffblumen, -girlanden oder Aufkleber entscheiden, erlebe ich eher selten“, sagt Mauritz.
Auf Internetplattformen hingegen boomt offenbar auch das Geschäft mit künstlichen Dekorationen. „Themenhochzeiten sind im Trend, und das jeweilige Motto spiegelt sich in der Autodekoration wider“, sagt Edith Axt, Pressesprecherin von weddix.de. „Ob bei einer Retro-Hochzeit, wo eine Vespa im Bonbon-Papier bevorzugt wird, oder bei einer im rustikalen Landhaus-Chic, wo das Auto mit Brez'n und in Weiß-Blau aufgepeppt wird.“
Für Axt ist das Auto ein wichtiger Faktor bei der Hochzeit. „Es ist ein Hingucker, das Paar kann sich wie Prinz und Prinzessin darin fühlen - inklusive dem huldvollen Winken an die Passanten!“ Immer beliebter werden laut Axt individuell angefertigte Autofolien mit dem Namen des Brautpaares und dem Hochzeitsdatum darauf. „Wir hatten auch mal ein Brautpaar, beide Optiker: das Hochzeitsauto war über und über mit Brillengestellen dekoriert“, erzählt Axt.
Doch nicht alles, was gefällt, ist auch erlaubt. „Wichtig ist, dass alle Dekorationen der Geschwindigkeit des Fahrzeugs standhalten und sicher befestigt sind“, sagt Rainer Camen vom TÜV Nord. Auch wenn es in der Regel in geringem Tempo zum Standesamt geht, müsse gewährleistet sein, dass keine Einzelteile abfliegen und andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Daneben sollten die Fahrzeugabmessungen nicht überschritten werden. „Wenn seitlich oder längs extrem große Blumengestecke hinausragen, kann das dazu führen, dass der Wagen für den Fahrer nicht mehr zu überschauen ist und er Fußgänger gefährdet“, so Camen.
Von zu dicken Blumengirlanden vor der Windschutzscheibe rät der TÜV ebenfalls ab. „Was die Sicht einschränkt, sollte möglichst vermieden werden“, sagt Camen. Allerdings verpflichten solche Veränderungen am Auto für den einen, großen Tag auch nicht zur TÜV-Abnahme.
Auch leere Dosen, wie sie gerne am Autoheck befestigt werden, können problematisch sein, gibt Florian Wolf, Rechtsexperte des Auto Mobil Club Europa (ACE), zu bedenken. „Nichtbeteiligte empfinden bei dem entstehenden Lärm nicht unbedingt Freude.“ Auch könne lautes Hupen als Belästigung empfunden werden. „Hier wird zwar viel toleriert, aber theoretisch kann das geahndet werden.“ Oft verursachten große Autokorsos einen solchen Krach, dass sich die Bewohner ganzer Straßenzüge davon gestört fühlen. „Die Lärmbelästigung wird eher als Ordnungswidrigkeit verfolgt als eine zu üppige Blumenpracht“, sagt Wolf.
Ein beliebtes Gestaltungsmittel bei Hochzeitsautos ist auch ein Nummernschild mit dem Schriftzug „Just married“. Oft werden schlicht die Zulassungskennzeichen abgenommen und durch welche mit Schriftzug ersetzt. „Das ist ebenfalls eine Ordnungswidrigkeit“, sagt Verkehrsrechtsexperte Wolf. „Das Kennzeichen muss immer erkennbar sein, es darf nicht einmal teilweise durch Blumen verdeckt sein.“