Der Lack ist ab - So lassen sich Beziehungskrisen meistern

Köln (dpa/tmn) - Der erbitterte Streit wegen der unbezahlten Rechnung. Oder das Schulterzucken auf die Frage, wo es dieses Jahr in den Urlaub hingehen soll. Probleme gibt es in jeder Partnerschaft. Wenn sie aber überhandnehmen und einer oder beide Partner an der Beziehung zweifeln, droht eine Krise.

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„Keine Beziehung ist davor gefeit, in Schieflage zu geraten“, sagt Peter Groß, Psychotherapeut in Köln - mag sie auch noch so liebevoll und harmonisch sein.

Eine Beziehung kann aus verschiedenen Gründen kriseln. So kann es sein, dass man beim Gegenüber mit der Zeit Einstellungen entdeckt, die nicht mit den eigenen zusammenpassen. Oder einer der Partner entwickelt sich weiter und ändert seinen Lebensentwurf grundlegend. „Wenn ein Paar in wichtigen Belangen wie Karriere oder Kinder nicht auf einer Wellenlänge liegt, führt das zu Konflikten und eventuell zum Beziehungs-Aus“, sagt Jürgen Schmieder, Paartherapeut in Berlin.

Neben auseinanderdriftenden Einstellungen können auch Dinge wie Kompromisslosigkeit, eifersüchtiges Kontrollieren oder Seitensprünge Sand ins Getriebe bringen. „Nehmen wir letztere: Vom Partner betrogen und belogen zu werden, wird meist als starker Vertrauensbruch empfunden“, erklärt Beate Landgraf, Psychologin in Erlangen. Das kann eine Beziehung in ihren Grundfesten erschüttern. Dazu kommen äußere Störfaktoren: Das können Dauerstress und einschneidende Veränderungen auf der Arbeit sein. Oder die chronische Erkrankung eines Partners, die viel Energie kostet und die Lebensqualität beeinträchtigt.

„Auf den Prüfstand gestellt werden kann eine Beziehung auch durch positive Dinge“, erklärt Groß. Etwa durch die Geburt eines Kindes, das Sexualität und ungestörte Zweisamkeit nach hinten rücken lässt.

Beziehungskrisen äußern sich ganz unterschiedlich. Alarmsignal ist die andauernde Unzufriedenheit auf einer oder beiden Seiten. Streit und wenig Interesse am anderen sind die Folgen. „Außerdem ziehen sich die Partner in einer Krise emotional voneinander zurück und schlafen weniger oder gar nicht mehr miteinander“, fügt Landgraf hinzu. All das erzeugt Leidensdruck.

Um mit einer Krise zurechtzukommen, sollten Paare ihre Beziehung reflektieren und die Probleme auf den Tisch legen. „Als Erstes heißt es, die Situation zu analysieren und zu überlegen, was einen unzufrieden macht“, erklärt Friedhelm Schwiderski, Paartherapeut in Hamburg. Dabei hilft es nicht, die Schuld nur beim anderen zu suchen.

Im zweiten Schritt folgen das Gespräch und die Suche nach einer Lösung. Mehr Verständnis bringen Sätze wie „Ich wünsche mir mehr Nähe“ statt Vorwürfe wie „Du bist gefühlskalt“.

Mit einem ehrlichen Gespräch ist es aber noch nicht getan. Viel wichtiger ist es, auf die Bedürfnisse des anderen einzugehen - vor allem, wenn sie ganz anders als die eigenen sind. Oder Kompromisse zu schließen: Zum Beispiel, dass sich ein auf Familie gepolter Mann und seine karriereorientierte Frau darauf einigen, dass sie Kinder kriegen, aber er in Elternzeit geht.

Neben der ganzen Suche nach Lösungen dürfen aber die positiven Dinge nicht aus dem Blick geraten: Paare sollten sich auch die guten Seiten ihrer Partnerschaft vor Augen halten und das, was sie am anderen mögen, rät Landgraf. So lernt man, einander wieder wertzuschätzen.

Ein Happy End hat natürlich nicht jeder Versuch zur Beziehungsrettung. Knifflig wird es oft, wenn nur einer der Partner unglücklich mit dem Status Quo ist. Dann ist Fingerspitzengefühl gefragt. So muss der gefrustete Partner dem anderen sein Problem erklären und ihm klarmachen, dass es keine Lappalie ist. „Er sollte ihn dabei aber nicht emotional erpressen oder zu sehr in die Enge treiben.“

Liegen die Karten auf dem Tisch, darf man keine sofortige Verbesserung erwarten. Der Wille zum Reden sollte aber da sein. Fehlt er, bleiben Paaren nur zwei Möglichkeiten: das Schweigen des anderen hinzunehmen - oder Schluss zu machen.