Die Liebe zum Lehrer hat keine Zukunft
Berlin (dpa/tmn) - In den Lehrer verliebt zu sein, ist kein Skandal. Jugendliche dürfen bei ihrer Schwärmerei nicht die Realität aus den Augen verlieren. Denn eine Zukunft hat diese Liebe nicht. Lehrern ist es gesetzlich untersagt, Beziehungen mit Schülern einzugehen.
Der Mathe-Referendar wirkt ganz anders als die üblichen Lehrer. Er ist jung, trägt hippe Klamotten und ist bei der Klassenparty einer der letzten Gäste. Kein Wunder, dass er die Herzen einiger Schülerinnen höherschlagen lässt. Für den Lehrer oder die Lehrerin zu schwärmen, ist nichts Ungewöhnliches. Solch eine Situation ist aber alles andere als leicht. Ein paar Tipps können Jugendlichen dabei helfen, besser mit ihr umzugehen.
„Das Schwärmen für Autoritäten ist so alt wie die Menschheit. Das gab es bei den Griechen schon, und das wird es auch immer geben“, sagt Klaus Seifried, Leiter des Schulpsychologischen Zentrums in Berlin. Seiner Meinung nach sei es völlig normal, wenn Schüler für ihre Lehrer Gefühle entwickelten. Das beginne schon mit der Einschulung: „Sie fühlen sich groß und erwachsen und identifizieren sich mit dem Lehrer oder der Lehrerin. Diese Identifikation gibt den Kindern Motivation und Leistungsbereitschaft.“
Eine emotionale Beziehung zu einem Lehrer sei grundsätzlich etwas Positives. Allerdings müsse man zwischen Verliebtsein und Schwärmerei unterscheiden, so Seifried.
Im Internetform hilferuf.de schreibt eine Userin: „Im Endeffekt ist bei mir herausgekommen, dass ich nicht in meinen Lehrer verliebt war. Er hatte einfach nur den gleichen Humor und den gleichen Literatur- und Musikgeschmack wie ich.“
Entwickeln sich aber ernsthafte Gefühle, kann es problematisch werden. „Die Grenze ist erreicht, wenn die Schwärmerei oder Verliebtheit den Schüler blockiert, und er darunter leidet“, sagt Seifreid. Dies sei zum Beispiel der Fall, wenn Jugendliche an nichts anderes mehr denken könnten. In diesem Fall wenden sie sich am besten an einen Außenstehenden, beispielsweise einen Schulpsychologen.
Doch was passiert, wenn sich der Lehrer auf die Gefühle seines Schülers einlässt? „Lehrer sind auch nur Menschen“, sagt Katrin Johnson. Sie unterrichtet an der Kurt Schwitters Oberschule in Berlin. Als Lehrer müsse man ganz schön aufpassen, wenn Schüler ihre Reize einsetzten, um bestimmte Dinge zu erreichen.
Aus Berichten von Kollegen weiß Seifried, dass gerade junge und unerfahrene Lehrer oder solche, die in einer persönlichen Krise stecken, es manchmal nicht schaffen, sich gegen gewisse Reize abzugrenzen. Der Lehrer stehe damit aber gesetzlich gesehen in der Verantwortung. „So etwas nennt man Missbrauch in einem Abhängigkeitsverhältnis. Denn der Lehrer übt Macht aus und trifft die Entscheidungen. Da darf es keine sexuelle Beziehung geben, das ist ein Tabu“, sagt Seifried.
Deswegen sollten sich Jugendliche dem Lehrer gegenüber besser erst einmal zurückhalten und ihre Gefühle nicht offenbaren. „Man sollte sich überlegen: Wie geht es mir, wenn ich im Unterricht sitze und der Lehrer weiß, dass ich in ihn verliebt bin? Möchte ich das wirklich?“, sagt Jutta Stiehler, Leiterin des Dr.-Sommer-Teams der Zeitschrift „Bravo“ in München. Die Enttäuschung könne groß sein, wenn das eigene Liebesgeständnis nicht erwidert wird. „Im schlimmsten Fall verhält sich der Lehrer oder die Lehrerin mir gegenüber sogar abweisend.“
Verdrängen lässt sich die Schwärmerei häufig nicht - und das ist auch gar nicht nötig, findet Stiehler: „Träumen ist erlaubt. Jugendliche sollten nur nicht die Realität aus den Augen verlieren und müssen sich klarmachen, dass der Lehrer tabu ist.“ Um seine Gedanken zu ordnen, könne zum Beispiel einen Liebesbrief schreiben helfen, den man aber nicht abschicke. „Das erleichtert einen.“
In einigen Fällen werden aus Schülern und Lehrern tatsächlich Paare - wenn die Jugendlichen nicht mehr länger Schüler sind. Diese Wendung ist für Schulpsychologe Seifried durchaus denkbar. „Denn nun sind die Personen gleichberechtigte Partner.“ Schließlich ist Gleichberechtigung eine Voraussetzung für eine glückliche Beziehung.