Eine Mutter-Kind-Kur: Auszeit im Alltag

Arendsee/Berlin (dpa/tmn) - Das Leben mit Kind ist schön - und anstrengend. Reicht das Wochenende nicht mehr aus, um sich zu erholen, kann eine Kur das Richtige sein. Um das passende Angebot zu finden, lassen sich Frauen am besten bei speziellen Stellen beraten.

Wäscheberge stapeln sich, die Nächte sind permanent unterbrochen, der Chef und die Kollegen erwarten vollen Einsatz: Eltern - berufstätige noch dazu - sind rund um die Uhr im Einsatz. Ein 24-Stunden-Job in verschiedenen Rollen bringt aber vor allem viele Mütter irgendwann an einen Punkt totaler Erschöpfung, verursacht chronische Schmerzen oder Depressionen. Eine Mutter-Kind-Kur kann helfen, wieder Kraft zu sammeln sowie körperliche und seelische Leiden zu verringern.

Der Weg zu einer Kur ist nicht ganz einfach, doch er lohnt sich. Wenn Schlafstörungen, dauernde Gereiztheit und gesundheitliche Beschwerden zum ständigen Begleiter werden, sollten Betroffene in einem ersten Schritt eine Beratungsstelle aufsuchen. Allein das Müttergenesungswerk, eine gemeinnützige Stiftung, bietet über die Wohlfahrtsverbände bundesweit mehr als 1400 Anlaufstellen an. „Die Beraterinnen helfen, die individuelle Situation zu sortieren, sie unterstützen bei der Antragstellung und sie helfen, die für einen richtige Klinik zu finden“, erläutert Anne Schilling, Bundesgeschäftsführerin des Müttergenesungswerkes in Berlin.

In der Beratung könne auch geklärt werden, ob gegebenenfalls eine reine Mütter-Kur - also ein Aufenthalt ohne Kind - für die Frau sinnvoller ist. Grundsätzlich gilt: Eine Mutter-Kind-Kur ist eine medizinische Leistung, die bei der Krankenkasse beantragt werden muss. Ein wichtiges Element des Antrags ist ein ärztliches Attest, in dem der Arzt bescheinigt, dass die Kur zur Vorsorge oder Rehabilitation der Gesundheit der Frau zwingend notwendig ist. „Das Attest sollte so detailliert wie möglich sein“, rät Anne Schilling, „es muss deutlich machen, dass und warum die Herausnahme der Mutter aus dem Alltag unbedingt nötig ist.“

Lehnt die Krankenkasse den Antrag ab - was in der vergangenen Zeit nach Beobachtung von Beratungsstellen mehr und mehr vorkommt - sollten Betroffene innerhalb der gegebenen Frist unbedingt Widerspruch einlegen. „Das lohnt sich oft. Mehr als die Hälfte der zunächst abgelehnten Anträge wird dann doch noch bewilligt“, ermuntert Schilling abgewiesene Frauen. Ist der Antrag anerkannt, trägt die Krankenkasse die Kosten für den in der Regel dreiwöchigen Aufenthalt. Allerdings müssen die Teilnehmerinnen einen Eigenanteil von zehn Euro pro Tag zahlen - Kinder bleiben von Zuzahlungen befreit. „In Einzelfällen, etwa bei chronischen Erkrankungen oder bei Hartz IV-Bezug, können sich die Patientinnen aber auch von ihrer Eigenleistung befreien lassen“, sagt Ute Nickel-Unkelbach aus der Beratungsstelle des Diakonischen Werkes in Limburg.

Inhaltlich unterscheiden sich Mutter-Kind-Kliniken in ihren Therapieangeboten. So behandeln alle Kliniken Erschöpfungssymptome, manche haben sich aber zusätzlich spezialisiert: auf Mütter mit Krebserkrankungen oder Frauen, die im Alltag Angehörige pflegen, auf Ernährungsprobleme oder auf Mütter mit Kindern, die spezielle Auffälligkeiten zeigen. Damit die Kur so hilfreich wie möglich ist, sei es im Vorfeld wichtig, mit den Frauen zu bestimmen, wo genau ihre Problematik liegt und welches Angebot am besten helfen kann, sagt Ute Nickel-Unkelbach.

Denn eine Mutter-Kind-Kur ist kein Urlaub, betonen die Experten. In den Einrichtungen geht es immer auch darum, an sich selbst zu arbeiten, Ideen und Lösungsansätze für den Alltag zu Hause zu entwickeln. Neben Wohlfühl- und orthopädischen Angeboten gibt es Einzel- und Gruppentherapien oder Gesprächskreise zum Thema Kindererziehung. „Wir können in drei Wochen natürlich nicht ein ganzes Leben umkrempeln“, bleibt Marion Danner, therapeutische Leiterin der Kurklinik Arendsee in Sachsen-Anhalt, realistisch.

Die Kur ist nur ein Anfang. Vorher-Nachher-Befragungen der Teilnehmerinnen zeigten aber deutliche und langfristige Verbesserungen des Wohlbefindens. „Es gelingt zum einen, körperliche Beschwerden zu lindern. Zum anderen fühlen sich die Frauen in ihrem Selbstwert bestärkt, weniger ängstlich und wesentlich besser in der Lage, mit Alltagsanforderungen und Konflikten umzugehen“, sagt Danner.

Auch den Kindern tut der Aufenthalt meist sehr gut. Viele Kliniken bieten schulbegleitenden Unterricht an, so dass die Kur nicht zwangsläufig während der Ferien stattfinden muss. Im Gegenteil - Marion Danner rät sogar, „die Ferien wirklich als solche zu nutzen und in der Schulzeit zur Kur zu gehen.“ Die Therapeutin weiß aus Erfahrung, dass für manche Kinder ein „break“ mit der herkömmlichen Schulsituation wichtig ist. Die spezielle Lernatmosphäre in der Klinik lässt die Themen Schule und Lernen wieder in einem neuen Licht erscheinen. Auch das ist ein Baustein, ein belastetes Familienleben ein Stück weit zu entspannen.

Service:

Rüther, Sonja: Der Weg zum Kurerfolg: Ein Leitfaden für Mutter-Kind-Kuren, Books on demand, 64 Seiten, 5,90 Euro, ISBN-13: 978-3839115299