Volltrunkene Teenager: Eltern müssen Grenzen setzen

Erlangen (dpa) - Wenn Teenager zur Flasche greifen, ist das nach Meinung von Jugendmedizinern vor allem ein Erziehungsproblem. Ein Experte appelliert an die Eltern, ihren Kindern klare Grenzen zu setzen.

Wolfgang Rascher leitet die Kinderklinik Erlangen und behandelt volltrunkene Jugendliche. Er sieht vor allem die Eltern in der Pflicht: „Es darf nicht sein, dass eine 13-Jährige nachts um drei betrunken und alleine durch die Straßen läuft.“

Seit dem Jahr 2005 sei der Trend des sogenannten Komasaufens ungebrochen. Laut Rascher ist es besonders auffällig, dass immer mehr Mädchen zur Flasche greifen. „Es kann sich um Mutproben handeln, oder die Mädchen wollen den Jungs gefallen.“

Die meisten Eltern fielen aus allen Wolken, wenn sie ihre Kinder so betrunken sähen. „Es fehlen klare Regeln und Grenzen.“ Oft stelle sich dann heraus, dass die Kinder die hochprozentigen Getränke aus dem eigenen Keller oder Schnapsschrank hätten. „Unsere Psychologen betreuen die betroffenen Familien und raten ihnen, zur Suchtberatung zu gehen.“ Die Hälfte der Eltern nehme die Hilfe auch an.

Neben den Folgeschäden sieht Rascher auch eine große Gefahr in dem Leichtsinn, der bei den Trinkenden entstehe. „Sie könnten in der kalten Jahreszeit draußen erfrieren oder vor einen Zug oder ein Auto laufen. Es wurden auch schon Jugendliche gefunden, die alleine irgendwo auf einer Parkbank oder in der Ecke lagen, zurückgelassen von ihren Freunden.“ Auch in der Schule müsse das Thema angesprochen werden. Einige Präventionsmaßnahmen, wie verstärkte Polizeipräsenz oder Kampagnen, hätten schon Wirkung gezeigt. Einrichtungen seien zunehmend sensibilisiert. „Aber Eltern dürfen ihre Vorbildfunktion nicht unterschätzen - Erziehung fängt einfach zu Hause an.“