Eltern übersehen falsches Gewicht ihrer Kinder oft
Schwäbisch Gmünd (dpa/tmn) - Eltern glauben oft, ihre Kinder am besten zu kennen. Doch beim Thema Gewicht gucken sie offenbar nicht genau hin. Das hat allerdings auch mit ihnen selbst zu tun: Übergewichtige Mütter übersehen leichter, wenn ihr Kind zu wenig wiegt.
Mütter und Väter von zu dicken oder zu dünnen Kindern schätzen das Gewicht ihres Nachwuchses oft falsch ein. Besonders, wenn sie einen Migrationshintergrund haben oder die Mütter selbst zu viel auf die Waage bringen, nehmen relativ viele Eltern das Fehlgewicht nicht wahr. Das ergab eine empirische Studie von Wissenschaftlerinnen der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Danach erkannten übergewichte Mütter häufiger nicht das Untergewicht ihrer Kinder als Mütter mit normalem Gewicht. Eltern, bei denen beide Teile im Ausland geboren wurden, sahen eher nicht das Übergewicht ihrer Kinder.
Untersucht wurden 87 Mädchen und 72 Jungen einer Grundschule zwischen sechs und zehn Jahren. Etwa ein Viertel hatte einen Migrationshintergrund, was etwa dem Bundesdurchschnitt entspricht. Insgesamt stuften mehr als die Hälfte (57,1 Prozent) der Eltern das Gewicht ihrer untergewichtigen Kinder als „genau richtig“ ein, erläutern die Forscherinnen in der Fachzeitschrift „Ernährung im Fokus“. 42,1 Prozent der Eltern von übergewichtigen Kindern hielten das Gewicht ihrer Söhne oder Töchter ebenfalls für „genau richtig“. Eltern normalgewichtiger Kinder stuften ihren Nachwuchs überwiegend richtig ein.
Ursachen für die falsche Einschätzung sehen die Wissenschaftlerinnen erstens darin, dass die Vorstellungen der Eltern nicht den wissenschaftlichen Kriterien entsprechen könnten. Dass eher Untergewicht nicht erkannt wird, könnte damit zu tun haben, dass Übergewicht häufiger öffentlich thematisiert wird. Außerdem könnten Eltern ein geringes Gewicht als wünschenswert empfinden. Zweitens halten die Expertinnen es für möglich, dass die Eltern das falsche Gewicht ihres Kindes bewusst oder unbewusst nicht als solches angegeben haben, weil sie sich selbst dafür mitverantwortlich fühlen.