Erneut weniger Abtreibungen in Deutschland

Wiesbaden (dpa) - Von Jahr zu Jahr brechen Frauen in Deutschland weniger Schwangerschaften ab. Der Bundesverband pro familia fordert trotzdem mehr Aufklärung und besseren Zugang zu Verhütungsmitteln.

Die Zahl der Abtreibungen in Deutschland geht weiter zurück. 106 800 Schwangerschaftsabbrüche wurden 2012 gemeldet, das waren 1,9 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch (6. März) mitteilte. Seit der gesetzlichen Neuregelung 1996 sei die Tendenz rückläufig - auch unabhängig von der demografischen Entwicklung. Damals hatten Frauen noch 130 899 Schwangerschaften abgebrochen. Kontinuierliche Rückgänge Jahr für Jahr gebe es seit 2005.

Knapp drei Viertel der Frauen, die im vergangenen Jahr einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahren alt. Minderjährige hatten einen Anteil von vier Prozent. Ihre Zahl sank im Vergleich zum Vorjahr um 190 auf rund 3800. Rund 40 Prozent der Frauen hatten noch kein eigenes Kind.

Sexualaufklärung in der Schule, verlässliche Informationen über Sexualität und Verhütung sowie der Zugang zu Verhütungsmitteln für alle sind nach Einschätzung des Beratungsverbands pro familia die Gründe für den steten Rückgang. Die Vorsitzende Daphne Hahn sieht allerdings auch Handlungsbedarf: Menschen mit niedrigen Einkommen könnten die Pille und andere Verhütungsmittel oft nicht bezahlen, daher sei eine bundesweite Regelung der Kostenerstattung notwendig.

Der Zugang zur sogenannten Pille danach müsse - wie in anderen Ländern - einfacher werden. Bisher könnten junge Mädchen und Frauen diese nur über einen Arztbesuch mit Rezept bekommen. „Nicht akzeptabel ist auch, dass an bayerischen Grundschulen Sexualkundeunterricht quasi nicht mehr stattfindet, weil das Sozialministerium gegen den Einsatz externer Experten ist.“

97 Prozent der Abtreibungen wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen, berichten die Statistiker. In den anderen Fällen waren medizinische und kriminologische Indikationen der Grund. Mehr als zwei Drittel der Abbrüche wurden mit der Absaugmethode durchgeführt, bei 16 Prozent wurde das Mittel Mifegyne verwendet.