Erster Eindruck zählt - Das richtige Pflegeheim finden

Berlin (dpa/tmn) - Der erste Eindruck ist oft entscheidend - auch bei einem Pflegeheim für Senioren. „Schon beim Betreten sollte man sich eingeladen fühlen“, sagt Ines Jesse. Sie ist Leiterin des Domicil-Seniorenpflegeheims „Am Schloßpark“ in Berlin-Pankow.

Sauber, hell und offen muss es überall sein.

Nicht zuletzt muss es auch angenehm riechen. Das sind einige von vielen Aspekten, die aus Sicht von Jesse ein gutes Seniorenpflegeheim ausmachen. „Wichtig ist auch, dass man nach Ansprechpartnern nicht erst lange suchen muss“, sagt die Heimleiterin. Idealerweise gibt es im Eingangsbereich eine Rezeption, an die sich jeder bei Fragen wenden kann.

Bei der Suche nach einem Seniorenpflegeheim sollte man sich Zeit nehmen. „Zu Beginn des Auswahlprozesses sollten die individuellen Bedürfnisse ausgelotet werden“, erklärt Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) in Berlin. Zu klären ist, was konkret für das Wohlbefinden des künftigen Heimbewohners wichtig ist. Das kann etwa die räumliche Nähe zum gewohnten Lebensumfeld oder zu nahen Verwandten sein. „Aber auch die Möglichkeit, eigene Möbel und Haustiere mitbringen zu dürfen, können zum persönlichen Wohlbefinden beitragen.“

Auch der Gesundheitszustand des Heimbewohners in spe spielt eine Rolle. „Wer noch rüstig und fit ist, hat völlig andere Erwartungen und Bedürfnisse an ein Heim als ein Pflegebedürftiger“, betont Katrin Markus. Die Rechtsanwältin ist Geschäftsführerin von Heimverzeichnis gGmbH - der Gesellschaft zur Förderung der Lebensqualität im Alter und bei Behinderung. Ein rüstiger Rentner erwartet möglicherweise heiminterne Kulturangebote oder ein Ausflugsprogramm. Einigen ist es wichtig, dass eine Kirche in der Nähe ist - oder Theater und Cafés.

Sind die Erwartungen und Bedürfnisse geklärt, kann man mit der konkreten Suche beginnen. Einen Überblick über unterschiedliche Heime und ihre Leistungsangebote gibt es im Internet zum Beispiel unter heimverzeichnis.de. „Dort finden sich Einrichtungen, die ihren Bewohnern Lebensqualität bieten möchten“, erläutert Markus. Die Rahmenbedingungen für Qualität in diesen Häusern werden nach ihren Angaben von speziell geschulten ehrenamtlichen Gutachtern in regelmäßigen Abständen überprüft. Unabhängig davon sollten sich diejenigen, die ein Seniorenpflegeheim suchen, selbst ein Bild machen und die Einrichtung besuchen. Dann heißt es: Augen und Ohren auf.

„Freundliches Personal ist häufig ein guter erster Anhaltspunkt“, erklärt Suhr. Er rät, beim Kennenlernen nicht nur mit der Heimleitung zu sprechen und ihr gezielte Fragen zu stellen, sondern zum Beispiel auch mit Bewohnern, die dem Heimbeirat angehören. Bei ihnen könnten sich Heiminteressenten zum Beispiel nach dem Tagesablauf erkundigen oder etwa fragen, ob das Wochenprogramm mit Bewegungsübungen und Spaziergängen auch tatsächlich stattfindet. Unvorteilhaft für ein Heim ist es aus Sicht von Markus, wenn beim Hereinkommen die Bewohner „wie auf einer Stange nebeneinander im Foyer sitzen, meist auch noch im Rollstuhl“. Dies könne ein Zeichen dafür sein, dass es im Heim für die Senioren zu wenig Aktivierungsangebote gibt.

„Ganz wichtig ist, dass im Heim die Lebensgewohnheiten jedes Einzelnen individuell abgefragt und darauf auch eingegangen wird“, betont Jesse. Die Bereiche Pflege und Betreuung müssen aus ihrer Sicht im Heim die gleiche Gewichtung haben und eng miteinander verzahnt sein. Die Qualität eines Heimes kann nach Meinung von Markus auch daran gemessen werden, ob es einen ständigen Wechsel beim Personal gibt oder nicht. Ist die Fluktuation bei den Mitarbeitern hoch, dann spricht das eher nicht für ein gutes Arbeitsklima und Miteinander. Interessenten für einen Heimplatz sollten sich beim Personal auch erkundigen, ob und auf welchem Gebiet sie sich weiterbilden.

Wer eine Einrichtung für einen Pflegebedürftigen mit Demenz sucht, sollte nachfragen, welche speziellen Konzepte es gibt und wie sie umgesetzt werden. „Interessenten sollten sich auch erkundigen, wie die Einrichtung die Versorgung ihrer Bewohner durch Fachärzte sicherstellt“, so Suhr. Dabei ist unter anderem zu klären, ob es Hausbesuche oder einen organisierten Fahrdienst zu Arztpraxen gibt. „Um herauszufinden, ob man sich in einem bestimmten Haus auch wirklich wohlfühlt, sollte man dort drei bis vier Tage Probe wohnen“, sagt Markus. Zumindest aber sollte man an einigen Mahlzeiten teilnehmen. „So bekommt man viel vom Alltag in der Einrichtung mit und kann daraus Rückschlüsse ziehen.“